Ausgerechnet am Tag bevor das britische Parlament über den EU-Austrittsvertrag abstimmen hätte sollen, wirbt Österreich um britische Investoren: Die Ansiedelungsagentur Austrian Business Agency (ABA) kontaktiert schon länger vom Brexit betroffene Firmen. Nun machte sich Digitalisierungs- und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck selbst an der Spitze einer Wirtschaftsdelegation auf den Weg nach London, um die Vorzüge Österreichs zu vermitteln. Mit kurzfristigen Erfolge sei aber nicht zu rechnen: „Man wird erst in eineinhalb Jahren sehen, ob die Bemühungen Früchte tragen“, rät Wirtschaftsdelegierter Christian Kesberg zu Geduld. „Flucht in die EU gibt es keine.“ ABA-Chef René Siegl bestätigt, dass die Unternehmen „warten, was sich in der Politik tut“. Das kann dauern: Britanniens jüngste Volte platzte gestern in die Präsentation der Österreicher.

"Kommt nach Österreich"

In Zeiten britischer Verunsicherung skizzierte Schramböck vor 70 Interessenten das Bild einer wirtschaftsfreundlichen und innovativen Republik: „Wir machen CEOs aufmerksam: kommt nach Österreich.“ Nicht nur auf Niederlassungen, auch auf Headquarter habe man es abgesehen: „Viele Unternehmen, die Präsenz in Europa brauchen, werden in die EU abwandern“, ist sie überzeugt. Ein langsamer Prozess, für den man gerüstet sei. Politische Stabilität, die hohe Forschungsförderung von 14 Prozent und die Lage inmitten Europas sind die schlagkräftigsten Argumente; der Ruf, ein Hochlohn- und -steuerland zu sein, steht hingegen auf der Sollseite.

Bei Exporten gilt es Erreichtes zu sichern: Größen wie Siemens, Doppelmayr und Strabag wickeln Milliardenaufträge in London ab: Seilbahn, U-Bahnen und Infrastruktur „made in Austria“ sind gefragt. Um sie sorgt sich Schramböck kaum: „Österreichs innovative Firmen liefern besondere Lösungen.“

Mehr als Skifahren

Groß war das Erstaunen, als sie in der Londoner Börse von den Großinvestitionen bei Infineon in Villach und der Voestalpine in Kapfenberg berichtete: Österreich ist viel mehr als nur Skifahren – diese Botschaft kam an.