Die Arbeiterkammer und Gewerkschaft haben erneut das seit 1. September geltende neue Arbeitszeitgesetz kritisiert, das einen 12-Stunden-Tag und eine 60-Stunden-Woche leichter möglich macht. "Seit Inkrafttreten des Gesetzes machen Arbeitgeber Druck", so AK-Präsidentin Renate Anderl und Vida-Chef Roman Hebenstreit am Mittwoch in einer Aussendung.

Die AK und die Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida führen den aktuellen Fall einer 56-jährigen Hilfsköchin in Wien an, die nicht 12-Stunden arbeiten wollte und daraufhin von ihrem Chef gekündigt wurde. Sie suchte noch  den Kompromiss, bot an 40 Stunden in der Woche zu arbeiten, aber 12 Stunden täglich – das schaffe sie gesundheitlich nicht. Das Angebot reichte dem Arbeitgeber jedoch nicht.

Abfertigung gespart

Die Frau arbeitete seit 1999 Teilzeit als Hilfsköchin in einem Lokal in der Wiener Leopoldstadt. Durch die Kündigung steht ihr nun eine Abfertigung von sechs Monatsentgelten zu. Vier Monate hätten ihr noch auf ihr 20-jähriges Dienstjubiläum gefehlt, dann hätte die Abfertigung 9 Monatsentgelte betragen. AK Präsidentin Anderl sagt: "In diesem Fall hat ein Arbeitgeber offenbar das 12-Stunden-Tag-Gesetz benutzt, um eine ältere Arbeitnehmerin los zu werden - und hat sich noch Geld bei der Abfertigung erspart."

Der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida erzählte die Betroffene, dass sie nicht die einzige in ihrem Betrieb sei, die zu einem 12-Stunden-Tag gezwungen werden sollte. Besonders KollegInnen über 50 Jahre seien gedrängt worden, 12 Stunden am Tag zu arbeiten. "Das von der Regierung viel beschworene Recht auf Freiwilligkeit" bei der 11. und 12. Arbeitsstunde ist nichts als ein leeres Versprechen. In der Praxis der Arbeitswelt sitzt der Arbeitgeber am längeren Ast", kritisierte Hebenstreit.

Strache droht mit Sanktionen

Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache droht Unternehmern, die sich bei der Umsetzung der neuen Arbeitszeitregeln und der Anwendung des 12-Stunden-Tags nicht an das von der Regierung versprochene Recht auf Freiwilligkeit halten, mit Sanktionen. Anlass ist ein am Mittwoch bekannt gewordener Fall einer 56-jährigen Hilfsköchin in Wien, die unter Druck gesetzt und gekündigt worden sein soll.

Vizekanzler Strache sprach am Mittwoch nach dem Ministerrat von einem "Missbrauchsfall", der zu ahnden sein wird. Die Dame habe Rechtsanspruch darauf, dass die Kündigung nicht rechtskräftig wird. Wenn dies nicht geschieht, werde sich die Regierung überlegen müssen, welche Sanktionen es in solchen Fällen geben soll, sagte Strache.

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