Für den Handel stehen die wichtigsten Wochen des Jahres bevor. In die Höhe schnellende Coronazahlen, ein Lockdown für Ungeimpfte und ein drohender Lockdown für alle lassen die Branche um das Weihnachtsgeschäft zittern. Der Wegfall der ungeimpften Kunden lässt die durchschnittlichen Ausgaben österreichweit im Schnitt um 30 Millionen Euro pro Tag sinken, zeigen Berechnungen der Kepler-Universität Linz.
Der Handelsverband spricht schon von einem wöchentlichen Umsatzeinbruch im Non-Food-Handel von bis zu 350 Millionen Euro. „Die neuen Maßnahmen kommen für den Kärntner Handel einem Quasi-Lockdown gleich. Die Stimmung ist gedämpft und der Ausblick in die nächsten Wochen und Monate ist kein schöner“, sagt Raimund Haberl, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Kärnten.


Laut einer Berechnung der KMU Forschung Austria werde man wohl ein Fünftel des Geschäfts, verglichen mit jenem von 2019, einbüßen. Vor allem der Modehandel bleibt Sorgenkind, vor allem „durch die Absagen von Bällen, Faschingssitzungen und Weihnachtsfeiern“, sagt Hanns Stattmann, Obmann des Mode- und Freizeitartikelhandels in Kärnten.
Die traditionelle Befragung der KMU Forschung, Basis für die alljährliche Einschätzung des Weihnachtsgeschäfts, fördert große Unsicherheiten sowohl bei den Konsumenten als auch bei den Händlern zutage – und der Grund dafür ist keineswegs nur der Lockdown.

Früher Vogel fängt den Wurm

Noch nie dürften die Kärntner so früh mit dem Kauf von Geschenken begonnen haben wie heuer. Die Zahl jener, die ihre Packerln erst kurz vor dem Fest – in der zweiten Dezemberhälfte – besorgen, sackt ab. "Es sind unsichere Zeiten, in denen sich jeden Tag alles ändern kann", sagt Sparten-Geschäftsführer Nikolaus Gstättner. Und: "Die Spaltung in so genannte Late- und Early-Byer, also Spät- und Früh-Käufer hat sich schon vor Corona abgezeichnet." Nach vielen Berichten über Engpässe und Lieferschwierigkeiten herrscht diesmal auch Angst vor leeren Regalen, bestätigt Wolfgang Ziniel von KMU Forschung.
Dass ein Lockdown für alle nicht auszuschließen ist, dürfte das frühere Einkaufen noch befeuern.

Wolfgang Ziniel von KMU Forschung
Wolfgang Ziniel von KMU Forschung © KK

Sein oder Nicht-Sein

Weihnachten gilt als Anlass für traditionelles Shoppen im Geschäft. „Für viele Betriebe entscheidet das Weihnachtsgeschäft über Sein oder Nichtsein“, weiß Haberl. Doch schon im Vorjahr erwirtschaftete der Österreichische Einzelhandel zu Weihnachten mit 1,57 Milliarden Euro um 5,8 Prozent oder 100 Millionen weniger als 2019. Betrachtet man rein den stationären Einzelhandel, fielen die Umsätze um zehn Prozent.

Uni-Professor Christoph Teller: "Mit der Verlagerung einzelner Weihnachtsausgaben ins Internet ist zu rechnen."
Uni-Professor Christoph Teller: "Mit der Verlagerung einzelner Weihnachtsausgaben ins Internet ist zu rechnen." © JKU/KK

Rechnet man den Lebensmittelhandel heraus, betrug das Minus sogar 19 Prozent. Zudem ist mit einer weiteren „Verlagerung einzelner Weihnachtsausgaben ins Internet zu rechnen“, sagen Christoph Teller und Ernst Gittenberger von der Kepler-Universität. "Und die größten Internethändler sitzen im Ausland", ergänzt Gstättner.
Haberl fordert daher „Unternehmenshilfen als Ausgleich zu den neuen Corona-Maßnahmen“. Es sei „unabdingbar, Handelsbetriebe, die sich von der Krise noch nicht erholt haben, zu unterstützen“.