Es klang fast ein wenig wie ein Versprecher, als Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Dienstag in einer Pressekonferenz Ausbaupläne zum Cargo Center Graz erwähnte und von weiteren Projekten in der Steiermark sprach. "Wir sind gerade mit dem Land Steiermark intensiv in Kontakt," so Gewessler. Allzu viele Details dazu wollte sie selbst dann nicht mehr nennen, aber es liegt nahe, dass die Steiermark im Gegenzug zu massiven Mitteln für Bahninvestitionen aus dem Ministerium auch als nächstes Bundesland an Bord des 1-2-3-Klimatickets gehen dürfte.

Zusätzlich 482 Millionen Euro fließen bundesweit ab heuer bis 2025 in zahlreiche Regionalbahn-Projekte, das ist ein zusätzliches Budget zum 17,5 Milliarden Euro schweren Rahmenplan, der bis 2026 umgesetzt wird. Die Steiermark wird sogar ein besonders großes Stück vom Kuchen bekommen: 156 Millionen Euro sind seitens des Bundes vorgesehen, um hier die Privat- und Regionalbahnen attraktiver zu machen. Konkret sind Investitionen bei der Graz-Köflacher Bahn und den Steiermärkischen Landesbahnen vorgesehen. Das Cargo Center Graz, das über ein Public Privat Partnership ebenfalls zu den Privatbahnen zählt, soll weiter ausgebaut werden. 

Gegenzug zum Klimaticket

Das günstige 1-2-3-Klima-Ticket, dessen bundesweite Variante Anfang 2022 umgesetzt werden soll, ist Gewesslers wichtigstes Projekt zur Mobilitätswende. Kärnten hatte vor Kurzem als fünftes Bundesland die Verträge unterschrieben. Mit den verbleibenden vier Ländern werde intensivst verhandelt. "Ich gehe davon aus, dass wir hier wieder rasch  Neuigkeiten präsentieren können," so die Ministerin, die selbst aus der Steiermark stammt. Gewessler: "Wir sind wirklich auf der Zielgeraden."

"Die Basis stärken"

Der Widerstand gegen das Ticket dürfte weitgehend verstummt sein, nicht zuletzt weil eben viel Geld in lang gewünschte, aber bisher nicht finanzierbare Öffi-Projekte fließt. Ein Beispiel dafür ist etwa die 40 Millionen Euro teure künftige Stadtbahn in Linz. Auch Salzburg bekommt eine neue S-Bahn-Linie. In der Ostregion wird die Strecke zum Neusiedler See ausgebaut. Vom Verkehrsverbund Ostregion kamen zuletzt noch die meisten Einwände gegen das Ticket, von dem sich die Ministerin und Bahnchef Andreas Matthä starke Passagierzuwächse erhoffen. 

Die Reaktivierung aufgelassener Strecken aus den Jahrzehnten, in denen massive Einsparungen bei der Bahn mehr zählten als breitflächige Investitionen in die Infrastruktur, darf sich aber niemand erhoffen. Gewessler will eher "die Basis stärken". Geld für einen Bahn-Lückenschluss etwa zwischen Bad Radkersburg und Gornja Radgona auf der slowenischen Seite sei in dem Programm nicht vorgesehen.

Matthä zufolge soll die Bahn auf Basis von 2018 bis 2040 ihre Kapazität bei Passagieren und Gütern verdoppeln. 60 Prozent des Zuwaches basieren auf Infrastrukturausbau, 40 Prozent auf neue Zuggenerationen, etwa Doppelstockwaggons, längere und schwere Güterzüge. Voraussetzung dafür ist verstärkte Digitalisierung, die auch engere Zugfolgen zulässt. 

Zubringerstrecken attraktivieren

Digitalisierung sei auch notwendig, um die Kosten der Bahn zu reduzieren, so der Präsident des Verbandes der österreichischen Bahnindustrie, Kari Kapsch. Man müsse ein billigeres, attraktiveres und flexibleres System schaffen. Dafür müsse man auch Vorschriften entstauben. Er nannte auch ein ganz praktisches, alltägliches Problem der letzten Meile: Man müsse problemlos mit Rädern in die Bahn steigen und E-Bikes auch im Zug laden können und dürfen.

Noch vor wenigen Jahren habe man die Regionalbahnen aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht betrachtet, so Kapsch, mittlerweile sei klar, dass das der falsche Ansatz sei. Heute gelte es, die Zubringerstrecken nicht nur für den Personenverkehr, sondern auch für den Gütertransport zu attraktivieren. Der Ausbau sei jedenfalls Wasser auf die Mühlen der heimischen Bahnindustrie, die durch hohe Patentdichte Weltrang habe. Mit 10.000 direkt Beschäftigten und drei Milliarden Euro Umsatz belege sie im Export bei den Bahnleistungen weltweit Rang sieben.

In eine bessere Radinfrastruktur fließen übrigens seit 2020 rund 40 Millionen jährlich aus dem Klimaschutzministerium. Im Vorjahr wurde das Budget völlig ausgeschöpft, es wurden insgesamt Investitionen in Höhe von 70 Millionen Euro angetreten.