Ohne Kiste: kein Bier. Das wurde spätestens vor drei Jahren klar, als 2018 plötzlich österreichweit die Bierkisten ausgingen. Der Rücklauf aus Keller/Küche/Kabinett war zu spärlich. Damals starteten die Brauereien Facebook-Aufrufe an ihre Kunden. Es hieß: „Kist'n brauch' ma" oder "Nur voll gut. Daheim Platz schaffen."

Jetzt, nach einem langen Jahr des Lockdowns und Zu-Hause-Trinkens, zeichnet sich ein neuerliches Kistendefizit ab. "Die Nachfrage im Handel ist aktuell höher als sonst, weil viele eben das Bier privat trinken", sagt der Braumeister der Hirter-Brauerei, Raimund Linzer. Und nicht alle bringen die geleerten Kisten wieder zurück. "Wir haben etwa 400.000 Kisten im Umlauf", sagt Linzer. "Aber wir haben schon im Herbst gemerkt, dass wir nachbestellen müssen und das auch getan." Hirter hat im Handel einen Mehrweg- (also Kisten-)Anteil von 92 Prozent. Eine Ausnahme bildet etwa die 0,33-Liter-Flasche, die im 12er-Pack ohne Kiste verkauft wird. Hirter bestellte die Kisten übrigens wie viele andere Brauereien bei Oberland in Deutschland.

Hirter-Braumeister Raimund LInzer: "Wir mussten nachbestellen"
Hirter-Braumeister Raimund LInzer: "Wir mussten nachbestellen" © Weichselbraun

Das Salzburger Augustinerbräu sah sich bereits gezwungen, seine Kunden im Internet um die Rückgabe des Leergutes zu bitten. 5000 Kisten fehlen dort.

Auch der aktuell steigende Öl- und somit Rohstoffpreis wirkt sich auf die Bierkisten aus. Sie verteuern sich, sind für die Brauereien zum Teil doppelt so teuer wie sie es einmal waren.

Das bestätigt Arno Stockinger, Vertriebsleiter bei Frör in Erlangen. Das deutsche Unternehmen beliefert diverse österreichische Privatbrauereien mit Kisten."Die Preise für das Polyethylen-Granulat haben sich in die Höhe geschraubt. Kostet das Kilo normalerweise einen Euro, so liegt der Kilopreis derzeit bei 1,90 Euro. Er hatte zwischenzeitlich sogar 2,40 Euro erreicht." Europaweit herrscht laut Stockinger eine enorme Nachfrage nach diesem Granulat. Wir müssen es derzeit sogar aus Ägypten importieren." Stockinger beliefert seine Kunden daher paritätisch mit Teilmengen an Kisten, damit es nirgendwo zu einem Stillstand der Bierproduktion kommt.

"Im Kunststoffsegment sprechen wir von Monatsnotierungen. Und die Preise sind tatsächlich deutlich gestiegen", sagt auch Daniel Föger von Robust Plastics in Wien. Das Unternehmen beliefert diverse heimische Brauereien mit Bierkisten, unter anderem die Brau Union und Stiegl. Auch Föger weiß, dass es "da und dort Lieferschwierigkeiten gibt. Aber wir von Robust Plastics können unsere Kunden versorgen, weil wir rechtzeitig vorgesorgt haben."