Nullzinsen und Inflationsangst treiben das Interesse an realen, greifbaren Anlagegütern an: Gold zum Beispiel oder Immobilien. Aber auch Edelsteine erleben während der Pandemie ein Revival. Wer alles hat, diversifiziert weiter und kauft – gerade jetzt – Smaragde, Saphire oder Rubine, sagt Gemmologe Thomas Schröck, der in Wien das Edelsteinhandelsunternehmen The Natural Gem führt. „Die Wohlhabenden bleiben in der Krise wohlhabend bzw. sie vermehren ihr Vermögen sogar“, beobachtet Schröck. „In meinem Unternehmen gehen kleinere Aufträge zurück, größere steigen.“ Schröck bietet über seine Rubin AG auch Edelstein-Genussrechte. „Aber 90 Prozent der Kunden wollen die physischen Steine, die sie in ihren Tresor geben, verstecken oder sogar vergraben.“ Edelsteine stellen einen großen Wert in kleiner Form dar, können daher leicht weitervererbt werden. Eine nicht unwesentliche Intention vieler Investoren. Schenkungs- und Erbschaftssteuer ist keine zu bezahlen.

Thomas Schröck ist Autor des Buches: „Investieren in Edelsteine. Geldverdienen mit den schönsten Dingen der Welt", edition a, 2021, 39,90 Euro
Thomas Schröck ist Autor des Buches: „Investieren in Edelsteine. Geldverdienen mit den schönsten Dingen der Welt", edition a, 2021, 39,90 Euro © KK

Das Geld ist also da? „Es ist unglaublich viel Geld am Markt“, weiß Schröck. „Meine Kunden sind in der Öffentlichkeit unbekannt. Sie haben geerbt, ihr Unternehmen verkauft. Und dann sind da die 23- bis 27-jährigen Kryptomillionäre, die ihr vieles Geld dann doch gern in irdische Güter stecken.“ Auch „Normalos“ seien darunter, die sich zum Beispiel entschlossen haben, 10.000 Euro in Steine zu investieren. Die meisten Kunden wollen mit dem Kauf von Edelstein eine Wertsicherung. Den Anteil jener, die aus wirtschaftlicher Angst schlicht und einfach eine „Fluchtwährung“ wollen, schätzt er auf 20 Prozent. War die Anlageform bisher typisch für Vermögende, erreiche sie nun die Mittelschicht.

Schröck kauft jede Woche neue Ware. Er hat unter anderem eine Exklusivkooperation mit einem Minenbetreiber in Sri Lanka. Sein Unternehmen ist geldwäschegeprüft, weswegen er zum Beispiel nicht in Madagaskar oder Sambia einkauft. „Da greifen wir auf professionelle Broker zurück.“ In Europa kauft er nicht.

Warum in Edelsteine investieren? Ihre Volatilität, also Preisschwankung, sei gering, sagt Schröck. „Während der Finanzkrise 2008 gerieten sie daher erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg verstärkt in den Fokus von Anlegern.“ Ein Manko hingegen sei ihre Liquidierbarkeit. Doch tue sich mit den mehrenden Edelstein-Auktionen in Österreich und international ein Sekundärmarkt auf. Seit dem Vorjahr sind (natur-)farbige Edelsteine, also Rubine, Saphire und Smaragde, laut Schröck um 19,3 Prozent im Wert gestiegen. Dabei hätten sich sowohl Minen- als auch Großhandelspreise „durchgeschlagen“.

80 Prozent von Schröcks Kunden legen den bloßen Diamanten in den Tresor, 20 Prozent lassen Schmuck daraus machen. Weil beide Kundengruppen wachsen, ist Schröck dabei, eine eigene Schmucklinie zu etablieren. Gemeinsam mit Sandor Habsburg-Lothringen, der aus der toskanischen Linie des Hauses Habsburg stammt und Nachfahre von Maria Theresia (1717-1780) ist, baut er gerade die Firma „Habsburg Fine Art“ auf. „Die Ketten dafür werden in Kärnten gefertigt.“