Es kommt immer wieder vor, dass Kunden ihre Häuser um das Holz von Thomas Mittmasser herumbauen. Zuletzt der Besitzer einer Penthouse-Wohnung in Berlin, in die der vier Meter lange Holztisch mit Kärntner Provenienz per Kran gehievt wurde.

Vor 19 Jahren hat der gebürtige Waldviertler seine Einzelfirma Edelholz.at in Klagenfurt gegründet. Ein Holzhandel, der gelinde gesagt nicht normal ist. Edelholz handelt nur mit europäischen Edelhölzern aus zertifizierten Quellen. Mit Klasse statt Masse. Neben einem Großhandel betreibt Mittmasser sein Lager in Klagenfurt als Holz-Boutique. Man könnte auch Delikatessen-Laden sagen. Die Kulisse für einen Heidi-Klum-Laufsteg gäbe die Halle in der Rosentaler Straße locker ab.
Dass Mittmasser Endkunden-Marketing macht, passt zu seiner Vision vom speziellsten Holzhändler Europas. Nicht nur der Tischler kommt, um auszuwählen, sondern der Endkunde: der Privatmensch, Hotelier, Gastronom, Gitarrenbauer oder Künstler. Termine nur nach Vereinbarung, weil die Beratungsqualität zählt.

Blick in das Edelholz-Lager in Klagenfurt
Blick in das Edelholz-Lager in Klagenfurt © Hannes Krainz

Inklusive dem Großhandel macht Edelholz zwei Millionen Euro Umsatz und verkauft 2000 bis 3000 Kubikmeter Holz im Jahr, auch nach Slowenien, Kroatien oder Schweden. Das „Edelholz“-Edelholz wird zu Bar-Theken, Lesetischen, Wandelementen und -skulpturen, Bänken, Sideboards, Beistell- oder Waschtischen veredelt. Es findet sich auch in Flugzeugen, Luxusyachten, VIP-Lounges, in der Allianz-Arena München, in der Wohnung eines Rockstars in London. „Obwohl wir Edelholz heißen, sind wir aber ganz normale Menschen“, sagen Mittmasser und seine Mitarbeiterin Christiane Andrea Schnabl. Auch sie beide: Einzelstücke mit Charakter.

Detail einer Edelholz-Tischplatte
Detail einer Edelholz-Tischplatte © Hannes Krainz

Von A wie Ahorn bis Z wie Zirbe

Sowohl die Produkte als auch Unternehmen sind nachhaltigkeits-zertifiziert. 50 verschiedene Holzarten sind im Angebot: von Ahorn bis Zirbe, von der 1000 Jahre alten Mooreiche bis zu Olive, Esche, Walnuss.
Besonders extravagant gewachsene Holzstämme werde gerne als Gartenobjekt genommen. Mc-Donald's-Franchiseunternehmer Walter Jarz hat damit so manchen Drive-in bestückt. Dieses Jahr dürfte das zweitbeste Jahr in der Edelholz-Geschichte werden.

© Hannes Krainz

Aber so edel war es nicht immer. „Ich habe auch schwere Zeiten gehabt“, sagt Mittmasser während er durchs Lager geht, wo er scheinbar jedes Holz auswendig verorten kann. Die Finanzkrise hat auch ihn getroffen, viele Kunden konnten nicht zahlen. Zudem ist Edelholz kapitalintensiv: Es dauert teilweise Jahre, bis es den richtigen Kunden findet. Corona und der Klimadiskurs nützen ihm jetzt. „Die Menschen denken wieder nach innen. Ihre Wertvorstellungen verschieben sich“, sagen Mittmasser und Schnabl. „Sie lassen Natürlichkeit wieder zu, denken nachhaltig.“
Mittmasser selbst war schon immer in seinem Element, dem Holz. Am elterlichen Holzhandel saß er schon als Vierjähriger auf dem Stapler. Seine Matura machte er an der Holz-HTL in Kuchl. Die Liebe zu einer Kärntnerin verschlug den heute 50-Jährigen seinerzeit nach Klagenfurt.
Längst ist er angekommen und rät anderen Gründern dazu, ihrer Idee „nachzuspüren“.