Ab sofort führt der gebürtige Friesacher Alfons Haber (49) gemeinsam mit dem Grazer Wolfgang Urbantschitsch (51), der schon bisher im Vorstand war, die Österreichische Strom-Regulierungsbehörde E-Control mit 115 Mitarbeitern.

Dass Österreich sein Ziel erreicht, bis zum Jahr 2030 seine Stromversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu beziehen, hält Haber für "absolut realistisch". Dabei werde es nicht nur um die Stromerzeugung, sondern vor allem auch um die Netzanschlüsse gehen, die, wie Haber sagt, "von den Erzeugern zeitnah ermöglicht werden sollten, spätestens im Jahr 2029".

Ausländische Produzenten stabilisieren das Netz

Die Aufgaben hat sich das Vorstandsduo so aufgeteilt: Haber wird sich schwerpunktmäßig um den technisch-ökonomischen Bereich kümmern, der Spezialist für alle rechtlichen Aspekte ist der Jurist Urbantschitsch. Um viele Themen, insbesondere die regulatorischen Fragen, will man sich gemeinsam kümmern.

Versorgungssicherheit bleibe weiterhin ein wichtiges Thema. „Es geht nicht nur darum, dass Energie für alle Menschen leistbar bleibt, sondern auch darum, dass wir uns auch künftig auf die sichere Versorgung mit Energie verlassen können“, so Haber. Die Umsetzung der neuen Netzreserve liege im gesetzlich vorgegebenen Zeitplan. "Wir werden  im Herbst ausreichend kontrahierte Kraftwerke haben, damit das Übertragungsnetz weiterhin stabil betrieben werden kann. Das Neue besteht darin, dass erstmals gleichberechtigt auch Verbraucher, kleinere Produzenten und gewisse geografisch definierte ausländische Produzenten zur Netzstabilisierung in Österreich beitragen können."

Alfons Haber
Alfons Haber © E-CONTROL/FOTO WILKE/KK


Der österreichische „Erzeugungspark“ sei sehr gut aufgestellt. Viele unterschiedliche Kraftwerke – verteilt über Österreich – tragen zu jeder Sekunde zur hohen Versorgungssicherheit bei. „Aufgrund der Nutzung der erneuerbaren Energien ist es wichtig, die Energie regional verteilt in Österreich zu erzeugen, zu speichern und über das Nutzerverhalten der Kunden jederzeit verfügbar über ganz Österreich bereitzustellen.
Deswegen kommt den Netzen eine besondere Bedeutung zu“, so Haber. 

Grenzüberschreitender Stromhandel

Der österreichische Großhandelsmarkt ist durch die zentrale Lage in Europa bereits gut mit Nachbarstaaten verbunden. Das Clean Energy Package sieht seit Anfang 2020 vor, dass die grenzüberschreitenden Kapazitäten weiter verbessert werden sollen. Konktret, dass 70 Prozent der verfügbaren technischen Kapazität an allen europäischen Grenzen für den Strom-Großhandel verfügbar gemacht werden müssen. Haber: „Der Stromaustausch mit und zu anderen Ländern ist essenziell. Entsprechende Kapazitätsanbindungen sind dafür wesentlich, denn ein größerer Markt ist auch die Basis für günstigere Preise. Die E-Control hat hier die Aufgabe, einerseits die Kapazitäten zu monitoren und andererseits die Implementierung von Verbesserungsmaßnahmen zu
beobachten.“

Einige neue Gesetze stehen derzeit vor der Umsetzung, weitere kommen in naher Zukunft dazu. „Die Regierungsvorlage zum Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) wird gerade im Parlament diskutiert und wir rechnen mit einer baldigen Implementierung", so Urbantschitsch. Kern des EAG ist die Umsetzung der Erneuerbaren-Richtlinie und eine Umstellung des Fördermechanismus – mehr Markt bei der Vergabe der Fördermittel und beim Absatz der Energie ist die Devise. "Wettbewerb und Erneuerbarenziele schließen einander nicht aus", betont Urbantschitsch. "Der Wettbewerb bleibt für uns ein zentrales Anliegen." Mehr Wettbewerb werden nach seiner Ansicht die im EAG vorgesehenen Energiegemeinschaften bringen. 

Haushalte immer stärker elektrifiziert

Laut Haber ist die E-Controll auch immer stärker als eine Art Ombudsstelle für Konsumenten gefragt. "Bei unserem Tarifkalkulator verzeichnen wir im Jahr eine halbe Millione Abfragen. Die Elektrifizierung der Haushalte schreitet voran, nicht zuletzt wegen der Digitalisierung: Router, W-Lan etc.

Bezüglich Ladestationen für E-Autos und die Stromlade kosten habe die E-Control bereits eine Online-Übersicht erstellt. Haber: "Das werden wir ausbauen." Denkbar sei auch eine App.