In der Pandemie wird nicht gespart: Im Corona-Jahr 2020 griffen die Konsumenten deutlich häufiger zu Markenartikeln als vor der Krise. "Die Menschen wollten es sich zu Hause, wo sie aufgrund des Lockdowns den Großteil ihrer Zeit verbringen mussten, gut gehen lassen und waren bereit, mehr Geld für Nahrungsmittel, Getränke und Wasch-, Putz-, Reinigungsmittel auszugeben", sagt der deutsche GfK-Handelsexperte Robert Kecskes.

Nach den Zahlen des Marktforschers GfK gaben die Haushalte in Deutschland im Corona-Jahr 2020 im Durchschnitt gut zehn Prozent mehr Geld für Markenartikel aus als 2019. Die Eigenmarken des Handels konnten bei diesem rasanten Wachstum nicht mithalten und verloren Marktanteile - zumindest in den meisten Kategorien. Das gilt für Deutschland, dürfte in Österreicher aber ähnlich sein.

Marken versprechen Stabilität

Selbstverständlich ist der Erfolg der Markenartikel nicht. Denn Kurzarbeit und Zukunftsängste hätten durchaus etwas anderes erwarten lassen. Doch mit der Krise kam offenbar eine Rückbesinnung auf die starken Marken. Für den Psychologen Stephan Grünewald ist dieses Kaufverhalten nachvollziehbar. "Corona ist mit großen Ohnmachtserfahrungen verbunden, weil wir die Gefahr nicht sehen, riechen oder schmecken können", erklärt er. Markenprodukte versprächen in dieser Situation Stabilität. "Wir kennen sie seit Kindertagen. Sie haben Jahrzehnte überdauert und viele Krisen überstanden. Deshalb vermitteln sie gerade in der Pandemie ein Gefühl von Sicherheit."

Verlorene Sinnlichkeit zurückholen

Außerdem sei in der Pandemie vieles weggebrochen, was das Leben sonst lebenswert machte: Stadionaufenthalte, Discobesuche oder Reisen. Das wollten die Konsumenten irgendwie kompensieren, "in der Hoffnung,  etwas von der verlorenen Sinnlichkeit zurückzuholen". Und noch etwas: "Es gibt eine verbreitete Angst davor, im Homeoffice in Schlabberhose zu verwahrlosen."

Auch ein Trend zur bewussteren Ernährung sei spürbar. Bio-Produkte, vegetarische und vegane Nahrungsmittel erleben einen Boom. Auch die geänderten Einkaufsgewohnheiten in der Coronakrise kommen den Markenartikeln zugute. Denn aus Angst vor einer Corona-Infektion erledigen viele Menschen ihre Einkäufe zurzeit möglichst in einem einzigen Geschäft und vermeiden es, noch ein zweites oder drittes Geschäft aufzusuchen.

Sind die Markenartikel überall auf dem Vormarsch?  Es gibt Ausnahmen. Im Bereich Kosmetik und Körperpflege etwa waren es 2020 die Markenartikel-Hersteller, die unter die Räder kamen. Denn der Lockdown und der Siegeszug des Homeoffice verringerte die Bedeutung von Kosmetikprodukten und Teilen der Körperpflege.