Einer aktuelle Arbeiterkammer-Studie legt nahe, dass das Vermögen der Österreicher ungleicher bzw. ungerechter verteilt ist als bisher angenommen. Bezieht man nämlich die Superreichen mit ein, so besitzt demnach das reichste eine Prozent der Bevölkerung 39 Prozent des Privatvermögens. Die ärmere Hälfte der Bevölkerung verfügt nur über drei Prozent des Vermögens. Durch die steigende Arbeitslosigkeit in der Coronakrise wird die Ungleichheit noch verstärkt, weswegen die AK abermals die Forderung nach einer Vermögenssteuer erhebt.

Zahlreiche Milliardäre

Die Vermögenserhebung der Österreichischen Nationalbank zu den Nettovermögen berücksichtige die Superreichen nicht, da diese sehr wenigen Personen mit extrem hohen Vermögen nicht erfasst würden. Zu diesem Schluss kommt der Ökonom Jakob Kapeller in der Studie. Laut der OeNB-Studie wären die reichsten Österreicher "nur" 40 Millionen Euro schwer - was angesichts zahlreicher Milliardäre nicht stimmen kann. Nimmt man die reichsten Österreicher von der jährlichen Liste des Magazins "trend" und rechnet sie in die Gesamterhebung ein, so verschieben sich durch die neuen Daten die Ergebnisse: die Ungleichheit bei der Vermögensverteilung wird noch stärker.

Die OeNB-Erhebung könne die Vermögen der besonders Reichen aus mehreren Gründen nicht erfassen, so der Ökonom: Bei kleinen Stichproben können die wenigen Superreichen nicht erfasst werden, die Reicheren verweigerten eher die Antwort bei einer Befragung, und sie gäben ihre Vermögenswerte tendenziell zu gering an.

Keine Reserven

Laut der AK-Studie, berechnet für das Jahr 2017, vergrößert sich dadurch das gesamte geschätzte Privatvermögen in Österreich um circa 25 Prozent auf 1.249 Milliarden Euro. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt davon 39 Prozent, die reichsten 5 Prozent besitzen 55 Prozent, und die Top-10 Prozent verfügen über fast 66 Prozent des Gesamtvermögens. Demgegenüber besitze die gesamte untere Hälfte der Bevölkerung nur 2,8 Prozent des Vermögens. "Die Haushalte am unteren Rand der Verteilung können auf gar keine Reserven zurückgreifen", erläutert Kapeller.

155.000 Millionäre und 38 Milliardäre gibt es demnach laut AK-Studie in Österreich.

AK-Chefökonom Markus Marterbauer plädiert für eine Vermögenssteuer aus mehreren Gründen: "Diese enorme Vermögenskonzentration schadet unserer Gesellschaft". Mit den großen Vermögen sei auch enormer Einfluss auf die Wirtschaft und die Medien verbunden - was in einer demokratischen Gesellschaft sehr problematisch sei. Während es einerseits Superreiche gebe, würde andererseits die Armut durch die hohe Arbeitslosigkeit steigen. Wenn das Einkommen aus Arbeit wegfalle, drohten viele in die Armut abzurutschen, weil sie kein Vermögen oder sogar Schulden hätten.