Die Republik Österreich wird aufgrund der Coronakrise auch im neuen Jahr deutlich mehr Geld am Kapitalmarkt aufnehmen müssen als zu Vorkrisenzeiten. Rund 65 Milliarden Euro wurden von der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) für 2021 veranschlagt. Das ist doppelt so viel wie im Jahr 2019, als 31,5 Milliarden Euro aufgenommen wurden. Für das kommende Jahr plant die OeBFA ein neues Auktionsprogramm für kurzfristige Papiere, so genannte T-Bills.

Heuer belief sich der Finanzierungsbedarf der Republik auf 63 Milliarden Euro. Der Plan für 2020 war wegen der Coronapandemie, die wegen der benötigen Hilfen für die Wirtschaft ein Loch ins Budget gerissen hatte, im Juni angepasst und von den ursprünglich avisierten 31 bis 34 Milliarden Euro auf rund 60 Milliarden Euro angehoben worden.

In Anbetracht der anhaltenden Pandemie sei der Ausblick auf das kommende Jahr "keine Riesenüberraschung", sagt OeBFA-Chef Markus Stix. Von den geplanten 65 Milliarden Euro sollen mindestens 40 Milliarden über Bundesanleihen und mindestens 20 Milliarden über weitere kurzfristige Instrumente finanziert werden. Die Verteilung entspricht in etwa der aus dem ablaufenden Jahr 2020.

Schneller zu mehr Geld

Seit der Mitte diesen Jahres hat das Volumen der kurzfristigen Papiere (T-Bills) deutlich zugelegt. Das liege daran, dass der nötige Liquiditätsaufbau für die Ausgaben durch die Corona-Hilfsprogramme mit kurzfristigen Instrumenten leichter ist, da mit diesen schneller höhere Volumina erzielt werden können, sagt der OeBFA-Chef.

Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, plant die Finanzierungsagentur im kommenden Jahr ein neues Auktionsprogramm für Papiere mit einer kurzen Laufzeit von bis zu einem Jahr. "Die letzten neun Monate haben einiges an Änderungen gebracht und man muss hier auf die geänderten Marktgegebenheiten reagieren", sagte Stix. Im Rahmen des Programms soll es in Zukunft auch reguläre Auktionen für T-Bills geben - genau wie für längerfristige Bundesanleihen. Bisher wurden T-Bills in Österreich nur auf Basis bilateraler Gespräche mit Investoren vergeben.

Regelmäßige Auktionen

Mit den regelmäßigen Auktionen soll die Investorenbasis erweitert sowie ein Sekundärmarkt für kurzfristige Staatspapiere aufgebaut werden. Zweiteres ist deswegen von Bedeutung, weil die Europäische Zentralbank (EZB) im Rahmen ihres Notkaufprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) - dieses wurde vergangene Woche auf ein Volumen von insgesamt 1,85 Billionen Euro ausgeweitet - zwar kurzfristige Staatspapiere ankaufen darf, aber nur über den Sekundärmarkt. "Und der entwickelt sich nur dann, wenn es eine Auktion gibt", so Stix.

Über die bilateralen Deals mit einzelnen Investoren könne sich dagegen kein Sekundärmarkt entwickeln. Diese Form der T-Bills-Vergabe werde jedoch neben den geplanten regelmäßigen Auktionsterminen weiter erhalten bleiben. Einen genauen Auktionsplan gibt es für das neue Programm noch nicht, dieser soll jedoch in den kommenden Wochen fixiert werden.

Für die längerfristigen Bundesanleihen wurden wie jedes Jahr zwölf monatliche Auktionstermine anberaumt, wobei der August wie immer als Reservetermin gilt. Für 2021 sind zudem drei bis vier syndizierte Neuemissionen geplant, heißt es im "Funding Outlook" der OeBFA.

Wie es im kommenden Jahr allgemein am Anleihenmarkt weitergehen wird, hänge stark vom weiteren Verlauf der Pandemie ab, sagte Stix. Aufgrund der ausgeweiteten Hilfen der EZB dürfte das Zinsniveau aber weiter niedrig bleiben. Das helfe zudem dem heimischen Budget, wenn sich der Staat weiterhin billig refinanzieren kann.

Die OeBFA managt die Finanzschulden des Bundes. Darüber hinaus bietet sie auch eine Rechtsträgerfinanzierung für die Bundesländer, die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) an. Mit Stand Ende Oktober lag die Finanzschuld der Republik Österreich bei knapp 230 Mrd. Euro mit einer effektiven Verzinsung von 1,55 Prozent per annum und einer durchschnittlichen Restlaufzeit von 10,6 Jahren.