Die Frage ist nicht ob wir es uns leisten können zu investieren, sondern ob wir es uns leisten können nicht zu investieren“, sagt Alexander Trattner, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der HyCentA Research GmbH, Österreichs größter außeruniversitären Forschungseinrichtung zu Wasserstofftechnologien. Österreich leiste in diesem Bereich wichtige Forschung und sei im internationalen Vergleich überdurchschnittlich stark positioniert. Man drohe aber, erklärt Trattner, den Anschluss an die Weltspitze zu verlieren, wenn nicht umgehend Investitionen getätigt werden.

Die Bundesregierung hat Klimaneutralität mithilfe von Wasserstoff als Schlüsselthema der nächsten Jahrzehnte definiert. Jetzt fordern die Technischen Universitäten, dass Unterstützung dafür auch wirklich kommt. Für die Umsetzung der österreichischen Wasserstoffstrategie müssten bis 2024 eine Milliarde investiert werden und von 2025 bis 2030 eine weitere.

Kritik der Universitäten

Die TU Graz, die TU Wien und die Montanuniversität Leoben arbeiten im Bereich der Produktion, Speicherung und und Nutzung bereits jetzt sehr vielfältig in der Wasserstoff-Forschung. „Für uns ist wichtig, dass Industrie, Politik und Wissenschaft gemeinsam für eine grüne Zukunft Österreichs sorgen“, meint Harald Kainz, TU-Austria-Präsident und Rektor der TU Graz.

Dabei sei die Wasserstoff-Technologie in allen Sektoren wichtig. So wird an der TU Wien an einem Traktor geforscht, der auf E-Antrieb mit Brennstoffzelle umgebaut wird. HyCentA arbeitet wiederum zusammen mit der TU Graz am ersten wasserstoffbetriebenen Schneemobil. In Leoben fokussiert man sich bei seinen Forschungen unter anderem auf Umstellung von Prozessen der Stahlindustrie, Erzeugung von leistbarem Wasserstoff in großen Mengen und die Speicherung großer Mengen in Erdgassystemen.

Wirtschaftsstandort Österreich 

In einer aktuellen Studie des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung wurde die Position der österreichischen Universitäten zum Thema Wasserstoff genauer untersucht. „Im Bereich der Grundlagenforschung haben die drei TUs im Europavergleich einen Anteil von 3,5 bis 6,2 Prozent an allen wasserstoffbezogenen Projekten des EU-Forschungsprogramms Horizon 2020“, sagt Institutsleiter Christian Helmenstein. „In Relation zum österreichischen BIP-Anteil an der EU von 2,68 Prozent, ist das eine hervorragende Positionierung.“ Die Studie zeigt auch, dass Österreich global einen Anteil von 0,4 bis 1,2 Prozent an den wissenschaftlichen Publikationen im Wasserstoffbereich hat. Verglichen mit dem österreichischen Anteil an der Gesamtbevölkerung ist das ein außerordentlich guter Wert.

Allerdings liegt Österreich in der Anmeldung von Patenten im Wasserstoffbereich weit zurück. HyCentA-Chef Trattner findet, dass in der industrienahen Forschung, die sein Institut betreibt, Patente kein allzu wichtiger Indikator seien. TU-Graz Rektor Kainz meint: „Wir wollen das Patentieren von Entwicklungen stufenweise steigern, aber das ist sicher ein Bereich in dem wir noch einiges lernen müssen. Ohne die politische Unterstützung können wir Österreichs Zukunft als Wirtschaftsstandort nicht halten.“