Bei einer Brillen-Anpassung ist der Ein-Meter-Corona-Abstand schwer einzuhalten. Geht die Frequenz zurück?
CHRISTOPH GRUBER: Es gab in den letzten Wochen erwartungsgemäß einen Rückgang beim Verkauf von Brillen. Bei uns gehört es zum Standard, dass man vor der Neuanschaffung einer Brille eine Sehstärkenmessung durchführt. Unsere Produkte sind in der Regel beratungs- und serviceintensiv, was auch mit einer körperlichen Nähe zum Kunden verbunden ist. Da ist es schwer, immer die aktuell empfohlene Distanz von mindestens einem Meter einzuhalten. Wir können unser Service aber aufgrund unserer Hygienestandards und Schutzmaßnahmen weiterhin problemlos durchführen. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob es allgemein weniger Nachfrage gibt oder ob sie sich einfach nur auf einen späteren Zeitpunkt verlagert.

Ihre Prognose für 2020?
GRUBER: Durch die Schließung verzeichneten auch wir massive Umsatzverluste. Aber aktuell ist es noch zu früh für eine seriöse Prognose. Wir vertreiben Medizinprodukte – nur aufgrund der Krise fiel und fällt der Bedarf ja nicht weg. Brillen sind nicht vergleichbar mit Anschaffungen wie etwa einer Couch oder einem Fahrrad. Umsatzzahlen geben wir nicht bekannt, weil unser Mutterkonzern börsenotiert ist. 2019 konnte sich Pearle, wie auch schon in den Jahren zuvor, weit über dem marktüblichen Niveau entwickeln.

Bleibt Pearle auf Expansionskurs?
GRUBER: Wir haben derzeit 131 Standorte in Österreich, bleiben aber auf moderatem Expansionskurs. Für potenzielle neue Franchise-Partner besteht die Möglichkeit, mit Standortvorschlägen auf uns zuzukommen.

Welche Corona-Lehren ziehen Sie für Ihren Online-Shop?
GRUBER: In jenen Wochen, wo wir unsere Filialen geschlossen und nur auf Notdienst umgestellt hatten, war eine deutliche Verlagerung hin zu unserem Online-Shop spürbar. Die Digitalisierung ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg. Ihre Vorteile werden viele Kunden sicher auch nach der Krise weiter nutzen. Unser Ziel ist es daher, unseren Online-Shop weiter zu optimieren.

In welche Richtung?
GRUBER: In Richtung einfachere Handhabung. Eine neue Funktion haben wir bereits kreiert. Wer bereits Kunde bei Pearle ist, kann nun mit nur einem Klick seine aktuellen Sehwerte für den Kauf einer neuen Brille oder optischen Sonnenbrille übernehmen. Wir haben die Zeit während der Filialschließungen auch genutzt, um unser Terminvereinbarungs-Tool zu optimieren, sodass auch weniger computeraffine Menschen leicht einen Termin buchen können.

Zwei Drittel der Österreicher wollen auch nach der Krise verstärkt im Homeoffice arbeiten. Sind Videokonferenzen gut fürs Brillengeschäft?
GRUBER: Durch die Arbeit vor Bildschirmen werden die Augen zusätzlich belastet, wodurch es umso wichtiger ist, sie zu schützen und auf angemessene Sehbehelfe zurückzugreifen. Das Interesse an Computerbrillen, also Brillen mit Blaulichtfilter, die die Augen vor dem schädlichen Blaulicht von Bildschirmen schützen, nimmt schon seit Jahren zu.

Mehr Kurzsichtigkeit wegen Corona?
GRUBER: Die Kurzsichtigkeit bei unter 40-Jährigen nimmt generell immer stärker zu. In dieser Zielgruppe steigt auch der Bedarf nach einer modernen Gleitsichtbrille. Der Bedarf an optischen Produkten besteht auch in Krisenzeiten.