Bei der AUA-Mutter Lufthansa hat in der Nacht zu Donnerstag der Streik der Flugbegleiter begonnen. Der zweitägige Ausstand habe wie angekündigt um Mitternacht begonnen, sagte ein Sprecher der Flugbegleitergewerkschaft UFO.

Das Ausmaß der Beteiligung an dem Streik werde sich in der Früh zeigen. Wegen des Streiks fallen am Donnerstag und Freitag voraussichtlich 1300 Flüge aus, 180.000 Passagiere sind betroffen betroffen. Weil an den Drehkreuzen München und Frankfurt viele Maschinen am Boden bleiben, fällt auch ein Großteil der lukrativen Überseeflüge aus.

Von und nach Wien fallen 13 Lufthansa-Flüge aus, sagte Flughafen-Sprecher Peter Kleemann der APA. Betroffen sind demnach die Destinationen München mit 6 Flügen (3 hin, 3 zurück) und Frankfurt mit 7 Flügen (4 hin, 3 zurück). Die übrigen 7 Lufthansa-Flüge, die für Donnerstag geplant sind, würden aus derzeitiger Sicht durchgeführt, so der Sprecher. Das betrifft 2 Flüge von/nach München und 5 Flüge von/nach Frankfurt.

Gericht gab grünes Licht für Streik

Die Lufthansa war am Mittwochabend vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht mit dem Versuch gescheitert, die Arbeitsniederlegungen noch zu stoppen. Zuvor hatte das Arbeitsgericht Frankfurt am Main einen Eilantrag der Lufthansa auf eine einstweilige Verfügung zurückgewiesen.

UFO hatte zum Warnstreik aufgerufen, um die Lufthansa an den Verhandlungstisch zurückzubringen. Auch für bessere Arbeitsbedingungen treten die Flugbegleiter in den Ausstand.

Die Gewerkschaft UFO fordert für die rund 21.000 Lufthansa-Flugbegleiter höhere Spesen und Zulagen sowie den besseren Zugang für Saisonkräfte in reguläre Anstellungsverhältnisse. UFO kündigte eine Ausweitung des Arbeitskampfes auf bis zu vier weitere Flugbetriebe mit deutschem Tarifrecht an. Davon könnten vor allem Eurowings-Flüge betroffen sein. Ihren Kunden hat Lufthansa bereits umfangreiche und kostenfreie Umbuchungsmöglichkeiten angeboten. Einzelheiten will UFO heute nennen.

700 Flüge am Donnerstag

An deutschen Flughäfen ist ein Großteil der Starts mit LH-Flugnummern abgesagt, darunter auch zahlreiche Interkontinentalverbindungen von den beiden Drehkreuzen Frankfurt und München.

In der genannten Gesamtzahl von 3000 Flügen sind auch Flüge nicht bestreikter Flugbetriebe wie Swiss, Austrian Airlines (AUA), Edelweiss oder Brussels Airlines enthalten. Die Gewerkschaft UFO hat bisher nur zu einem Streik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft aufgerufen, die laut Konzern an den beiden Tagen jeweils rund 1100 Flüge weltweit absolvieren sollte. Abgesagt wurden nun 700 Flüge am Donnerstag und 600 am Freitag.

AUA hilft aus

Die österreichische Lufthansa-Tochter Austrian Airlines hilft dem Mutterkonzern aus: Auf den Strecken von Wien nach Frankfurt und München setzt die AUA während des Streiks größere Flugzeuge ein, um gestrandete Passagiere mitnehmen zu können, erklärte ein AUA-Sprecher am Mittwoch zur APA. Die AUA-Flüge selbst sind von dem Lufthansa-Streik nicht betroffen, allerdings können auch Flüge mit AUA-Flugnummer ausfallen, wenn es sich um einen sogenannten Codeshare-Flug handelt, der von der Lufthansa oder einem anderen bestreikten Flugbetrieb durchgeführt wird.

Am Mittwoch hatte der Konzern vor dem Arbeitsgericht Frankfurt eine juristische Niederlage erlitten. Die Vorsitzende Richterin lehnte die beantragte Einstweilige Verfügung gegen den Arbeitskampf ab. Nach ihrer Einschätzung sind die Tarifverträge korrekt gekündigt worden und der Streikbeschluss gültig. Angriffe der Lufthansa-Anwälte gegen die kurzfristig geänderte Arbeitskampfordnung der Gewerkschaft lehnte die Richterin ebenfalls ab. Hier handle es sich um interne Regelungen der UFO ohne Außenwirkung. Es gebe auch keine offenkundigen Zweifel an der Tariffähigkeit der UFO, die das deutsche Bundesarbeitsgericht zuletzt in einem Urteil von 2014 bestätigt habe.

2015 wurde eine Woche gestreikt

In dem gesamten Konflikt geht es aber hauptsächlich um die vom Konzern aufgeworfene Frage, ob UFO überhaupt noch Tarifverträge für das Kabinenpersonal durchsetzen kann. In einem ersten Warnstreik bei den vier Tochter-Flugbetrieben hatte UFO am 20. Oktober dieses Jahres mehr als 100 Flüge ausfallen lassen. Damals hatte der Lufthansa-Konzern keinen Ersatzflugplan erstellt. Der letzte reguläre UFO-Streik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft datiert aus dem Jahr 2015 und war mit einer Woche Dauer der längste in der Unternehmensgeschichte.