Geht es danach, wie oft die neuen E-Banking-Apps bis jetzt auf die Smartphones geladen wurden, sollten sich böse Überraschungen in Grenzen halten. Und zwar darüber, dass mit 14. September neue Zeiten im Onlinebanking anbrechen. Jene EU-Richtlinie – PSD2 im Fachjargon – tritt in Kraft, nach der höhere Sicherheitsstandards gelten und alle Banken ihr System umgestellt haben müssen. Neu ist die stärkere Autorisierung beim Einstieg ins E-Banking, aber auch bei Überweisungen.

Raiffeisen sprach gestern von österreichweit rund einer Million Downloads. In der Steiermark rechnet Martin Schaller, Generaldirektor der RLB, mit 250.000 Anwendern. Der Zulauf auf die Elba-App in den letzten Wochen und Tagen sei stärker gewesen als erwartet, dies habe zu „enormen Lastspitzen“ und einem weiteren Hinauffahren der technischen Systeme geführt. Ähnlich berichten Erste Bank und Sparkassen: 70 Prozent der Nutzer von E-Banking („George“) haben auch die s-Identity-App, die seit Mai 2018 verfügbar ist, auf dem Handy. Die Banken rechnen in den kommenden Tagen noch mit starken Zuläufen.

Martin Schaller
Martin Schaller © Raiffeisen/Peter Riedler

smsTAN läuft großteils aus

Nicht alle, aber die meisten Banken verabschieden sich mit der Umstellung von der smsTAN und steigen auf pushTAN um. Raiffeisen behält das smsTAN-Verfahren in einer modifizierten Form nur noch für eine Übergangsphase. „Mit der bisherigen Version dürfen wir mit heutigem Tag aber nicht mehr arbeiten“, verweist Schaller auf die EU-Vorgabe.

Die Banken haben die Richtlinie unterschiedlich umgesetzt, so manche Nutzer zeigten sich jedoch verunsichert oder auch verärgert über den Aufwand. Tatsächlich sehen die Geldinstitute die Nutzbarkeit verbessert, da das Eintippen der smsTAN entfällt. Bank-Austria-Vorständin Susanne Wendler verweist auf einen weiteren Aspekt: „Die Richtlinie ermöglicht es auch, wenn man es möchte, zuzulassen, dass Kunden mehrere Bankverbindungen zusammenschließen.“

Phishing-Attacken

Ein wichtiger Grund, der zur Umstellung geführt hat, sei die Erhöhung der Sicherheit gewesen, betonen die Banken. „PSD2 regelt den Zahlungsverkehr auch in Bezug auf alternative Anbieter, um bei diesen grundlegende Sicherheitsstandards zu gewährleisten, die bei Banken selbstverständlich sind“, so Wendler.

Susanne Wendler
Susanne Wendler © Juergen Fuchs

„Es ist ein Schutz vor Phishing-Attacken“, betont Erste-Sprecher Christian Hromatka. Allerdings nützen Betrüger gerade die Umstellung auf PSD2 für Phishing-Mails und fordern Bankkunden auf, ihre Kundendaten zu bestätigen, warnte die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Millionen-Aufwand

RLB-Chef Schaller zieht „in Summe“ eine positive Bilanz. In die Umstellung investierte Raiffeisen allein in der Steiermark einen Millionenbetrag. Man habe seit dem Frühjahr bis zu 30.000 Informationsgespräche in den Bankstellen geführt, österreichweit sogar 100.000. Hinzu kamen E-Mails, Inserat-Kampagnen und zuletzt auch Briefe.

„Wir kommunizieren die Umstellung seit eineinhalb Jahren“, bestätigt auch Hromatka für die Erste den enormen Aufwand.

In Österreich werden 96 Prozent der Konto-Transaktionen digital angestoßen. Wer Bankgeschäfte nicht via Smartphone abwickeln will, kann dies mit eigenen Desktopversionen weiterhin am PC machen. Wer kein Smartphone besitzt, kann auf die cardTAN ausweichen.