Nikolaus (28) leitet Marketing und Vertrieb, Matthäus (27) Technik und Supply Chain. Jedes dieser vier Gebiete wird neu aufgesetzt. Die Ziele sind groß und neu: Hirsch soll eine Konsumentenmarke werden, die nicht nur an die Luxusuhrenindustrie liefert, sondern unter eigenem Namen direkt an die Konsumenten. Hirsch soll noch stärker als bisher für „Made in Austria“ stehen.

Nikolaus (links) und Matthäus-Hirsch in der Firmenzentrale in Klagenfurt: "Ganz zurück zu Made in Austria"
Nikolaus (links) und Matthäus-Hirsch in der Firmenzentrale in Klagenfurt: "Ganz zurück zu Made in Austria" © Peter Just

Dafür wird der Produktionsstandort in China stufenweise zurückgefahren, um nur noch in Klagenfurt, wo derzeit 400 Mitarbeiter beschäftigt sind, zu produzieren. „Wir haben hier in Klagenfurt die Möglichkeit zu expandieren“, verrät Matthäus Hirsch.

Endfertigung für die Hirsch-Armbänder der Eigenmarke, vorwiegend aus Kalbsleder
Endfertigung für die Hirsch-Armbänder der Eigenmarke, vorwiegend aus Kalbsleder © Peter Just


Und Hirsch wird digital. Einerseits im Vertrieb. Man bespielt Instagram, Facebook, Youtube, baut eine Community auf, investiert in einen Onlineshop und ein neues internes Warenwirtschaftssystem. Andererseits in der Produktion. Der erste Roboter ist bereits aktiv, er bedruckt Präsentations-Displays. Weitere werden folgen, obwohl das Produkt vor allem Handarbeit fordert: 30 bis 60 Produktionsschritte sind nötig.

"Uhren neu einkleiden"

Ihr Ideenfeuerwerk ist keine Nabelschau, die Brüder haben ihre Mitarbeiter in den Strategieprozess eingebunden. Nachhaltigkeit nicht nur ihres Produktes, sondern auch des Unternehmens an sich ist ihnen wichtig: „Wir wollen bleiben“, sagen sie und meinen: als Arbeitgeber bleiben, als Familienbetrieb im doppelten Sinn.
Um die Nachfrage machen sie sich keine Sorgen. „Das Armband macht 70 Prozent des Erscheinungsbildes der Armbanduhr aus“, sagt Matthäus Hirsch. „Es ist somit nicht Verbrauchsgut, sondern Accessoire.“ Und hier setzt das Marketing von Nikolaus an: „Mit verschiedenen Bändern kann man das Erscheinungsbild der Uhr – übrigens immer noch Männerschmuck Nummer 1 – ändern. Von casual über gala bis sportlich.“ Das Motto: „Dress up your Watch“, also „Kleide deine Uhr“. Wichtig hierbei: der neue Schnellwechsel-Mechanismus, um das Armband mehrmals täglich auf einen Klick ändern zu können.

Armbandmodelle mit Obermaterialien aus Holz, Stein und Pflanzen: "Nachhaltigkeit ist Trend"
Armbandmodelle mit Obermaterialien aus Holz, Stein und Pflanzen: "Nachhaltigkeit ist Trend" © Peter Just


Der zeitgeistige Individualismus spielt den Betriebswirten in die Hände. Sie lassen eigene Scouts (etwa auf internationalen Laufstegen) nach Trends fahnden. Halbjährlich kommen neue Kollektionen. Derzeit im Programm: die pastellige Viazza-Kollektion, Armbänder mit Obermaterialien aus Schiefer, aus Eukalyptus-Faser (in Baumrinden-Optik), aus Birkenrinde. „Und ja, wir wollen die Damenwelt verstärkt ansprechen“, sagt Nikolaus Hirsch.