Das Weihnachtsfest 2020 schickt einen ersten Gruß – zumindest aus Kalsdorf. Wo derzeit Planierraupen auf dem 167.500 Quadratmeter großen Areal fahren, will die Post ab Herbst nächsten Jahres das Weihnachtsgeschäft im neuen, dann „größten und modernsten“ Paketverteilzentrum Österreichs abwickeln.

Über die Pläne hatte die Kleine Zeitung bereits berichtet – gestern gaben Post-Chef Georg Pölzl, Logistik-Vorstand Peter Umundum, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Gemeindevertreter von Kalsdorf den offiziellen Startschuss für die größte Investition, die die Post je in der Steiermark getätigt hat: 60 Millionen Euro fließen in den Bau des Zentrums.

Alter Standort platzt aus allen Nähten

Errichtet werden eine Halle mit 270 Meter Länge und zwei weitere im rechten Winkel zugebaute Hallen mit je 100 Metern. Der neue Standort befindet sich in unmittelbarer Nähe zum alten: „Er ist zu klein geworden“, verweist Umundum auf die stark zunehmenden Paketmengen der vorigen Jahre.

Verbaut werden mehr als 25.000 Quadratmeter, damit wird das neue Verteilzentrum fünf Mal so groß sein wie das aktuelle – dessen Nachnutzung übrigens noch ungeklärt ist. Die Post ist Mieter und wird es mit der Fertigstellung des Neubaues auflassen.

Fast 200 neue Jobs

Der Neubau bringt zusätzliche Arbeitsplätze: Beschäftigt die Post in Kalsdorf derzeit 90 Personen, werden es in Zukunft 280 sein. Post-Chef Pölzl sprach von einem „wichtigen Meilenstein“ und verwies außerdem auf eine Fotovoltaikanlage auf dem Hallendach: Mit ihr wolle die Post ihre 2011 gestartete CO2-neutrale Zustellung ausbauen; in der Postflotte fahren 1600 Elektroautos.

Im Vollbetrieb gehen im neuen Zentrum 54.000 Pakete pro Tag über die Bänder (derzeit sind es 18.000), hochgerechnet auf das Jahr also 20 Millionen. „Der nächste Ausbauschritt ist die Sortierung von 100.000 Paketen pro Stunde in all unseren Zentren in Österreich“, erklärt Umundum.

Der geplante Pakt mit DHL

Neben Kalsdorf investiert die Post aktuell auch in Hagenbrunn (NÖ) 50 Millionen Euro in die Paketlogistik. Bis 2023 will das teilstaatliche, börsennotierte Unternehmen pro Jahr 150 Millionen Pakete transportieren (2018 waren es 108 Millionen, plus elf Prozent, Marktanteil 47 Prozent). Für das Wachstum sorgt der weltweit boomende Online-Handel.

Ihr Ziel könnte die Post nun schon früher erreichen, erklärt Umundum, denn kommt es zur geplanten Übernahme des Paketgeschäftes von DHL (die die Wettbewerbsbehörde erst genehmigen muss), wächst der Anteil der Post freilich schneller.

Wird Amazon zum großen Konkurrenten?

Keine zehn Kilometer vom Neubau in Kalsdorf entfernt befindet sich in Wundschuh das DHL-Verteilzentrum. „Für das Mehr an Mengen brauchen wir zusätzliche Ressourcen“, sagt Umundum, was bedeutet, dass vorerst die Standorte Wundschuh und Kalsdorf parallel betrieben werden sollen.

Der Süden von Graz ist schon länger Brennpunkt der Logistikbranche – und Kalsdorf wird es nun im Speziellen. Denn in unmittelbarer Nähe zur Post errichtet seit November 2018 der Paketdienst GLS auf 4700 Quadratmetern ein Verteilzentrum um neun Millionen Euro.

„Wir wollen die Nummer eins in Österreich bleiben“, macht Umundum klar. Neuerdings ist Amazon nicht nur Kunde, sondern durch die 2018 gestartete Eigenzustellung in Wien auch Mitbewerber. „Wir spüren das“, sagt Umundum. Womit klar ist, dass der Online-Händler sehr genau beobachtet wird.

So wird das neue Verteilzentrum 2020 aussehen.
So wird das neue Verteilzentrum 2020 aussehen. © Österreichische Post