Einen signifikanten Anstieg bei der Zahl der Elektrofahrzeuge erwartet André Felker, Vorstandsmitglied von Kreisel Electric (OÖ), ab 2025. „2030 werden mehr E-Autos angemeldet werden als Verbrenner“, lautet seine Prognose bei der am Freitag eröffneten Neuwagenmesse „AutoEmotion“ in Graz.

Die Entwicklung in der Automobilbranche vergleicht Felker mit jener des Internets. Am Beginn habe sich niemand vorstellen können, welche Revolution das Web auslösen würde. Die Elektrifizierung habe ähnliches Potenzial, glaubt er, auch wenn Preis und Infrastruktur aktuell "noch ein Thema sind".

Gewinner und Verlierer des Umbruchs

Den Befund, dass die Welt „am Vorabend der Elektrifizierung“ stehe, teilt auch Georg Mrusek, Automotive-Experte der Beratungsagentur Horvath und Partner. CO2-Reduktion und autonomes Fahren "werden zu massiven Umwälzungen in der Automobilindustrie bis 2035 führen", so Mrusek.

„Die durch die Klimaziele vorgegebene CO2-Reduktion ist mit Verbrennungsmotoren nicht zu schaffen“, sagt Mrusek. Er spricht von einer Restrukturierungsbranche, denn „es wird Gewinner, aber auch Verlierer geben“ – jene Unternehmen etwa, deren Zukunft auf Verbrennungstechnologien aufbaut.

„Es reicht nicht, mehr Autos nach China zu verkaufen.“ Laut Mrusek führe die CO2-Reduktion in der EU dazu, dass Zulieferer, die nahe am Verbrennungsmotor positioniert sind, bis 2035 35 bis 40 Prozent ihres Geschäftes in Europa verlieren werden.

Autonomes Fahren als Geschäftsmodell

Das gelte auch für die Komponentenwerke der Hersteller. Hintergrund: Ein Verbrennungsmotor besteht aus 2500 Teilen, ein E-Motor nur aus 250. Allein in dieser Woche kündigten VW und Ford an, 7000 bzw. 5000 Stellen in Deutschland einsparen zu wollen.

„Massenarbeitslosigkeit kann nicht die Konsequenz sein“, sagt Felker. Neue Geschäftsmodelle ergeben sich durch die Sharing Economy und das autonome Fahren, so Mrusek. Letzteres werde das Geschäft mit Mobilitätsdienstleistungen „dramatisch beschleunigen“. Das Marktpotenzial dafür in Europa beziffert der Experte mit bis zu 200 Milliarden Euro.

Fahrten teilen und Geld sparen

Das sogenannte Ridesharing, also etwa mit anderen Personen geteilte Fahrten in einem Taxi, werde bis 2035 zu unserem Alltag gehören, glaubt Mrusek. Dafür spreche das günstigere Preisleistungsverhältnis mit Kosten von rund 30 Cent je Kilometer. Zum Vergleich: Ein privat gefahrener Kilometer mit dem eigenen Mittelklasseauto kostet laut Mrusek 64 Cent je Kilometer.

In weiterer Konsequenz wird der private Besitz von Fahrzeugen zurückgehen. Die Zahl der Autos in Privateigentum dürfte bis 2035 nach Berechnungen Mruseks von 260 Millionen auf 220 Millionen sinken. "Es werden weniger Autos auf den Straßen unterwegs sein."