Die rund 5.000 Beschäftigten der angeschlagenen Möbelkette Kika/Leiner können aufatmen. Die Signa Gruppe des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko kauft Kika/Leiner um kolportierte 500 Millionen Euro. Der österreichische Möbelhändler ist durch den Bilanzskandal der deutsch-südafrikanischen Konzernmutter Steinhoff in den letzten Monaten immer tiefer in die Krise gerissen worden.

Nachdem der Kreditversicherer Euler Hermes Warenlieferungen an Kika/Leiner nicht mehr abzusichern bereit war und die Urlaubsgelder Ende Juni fällig werden, war die Möbelkette seit zehn Tagen auf der Suche nach einem finanziellen Ausweg.

Verhandlungen bis in den Abend

Donnerstagmittag gab es erste Medienberichte, dass Signa bei der österreichischen Möbelkette einsteigt. Am Donnerstagabend kam dann die offizielle Bestätigung: Die Kika/Leiner-Konzernmutter Steinhoff Europe hat das Angebot der Signa-Gruppe zum Kauf des Möbelhändlers angenommen. In den nächsten Tagen würden "alle Verträge abgestimmt und fixiert", teilte Kika/Leiner-Geschäftsführer Gunnar George in einer Aussendung mit. Eine Aussendung von Steinhoff und der Signa Gruppe zum Kauf gab es vorerst nicht.

Laut Unternehmensangaben sind die Arbeitsplätze in den 46 Kika/Leiner-Filialen in Österreich gesichert. "Die kapitalstarke Signa hat mit der erfolgreichen Sanierung von Karstadt die langfristige Sicherung von Arbeitsplätze bewiesen und wird den Restrukturierungsprozess, den wir Anfang des Jahres begonnen haben, als Garant weiter unterstützen", so George.

Fünf Jahre Steinhoff

Die Kika/Leiner-Eigentümerfamilie Koch verkaufte im Jahr 2013 die Möbelkette laut damaligen Medienberichten um mehr als 500 Millionen Euro an Steinhoff. Der Konzern hat nach eigenen Angaben rund 130.000 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte Kika/Leiner nach eigenen Angaben eine schwarze Null, der Umsatz in Österreich lag bei etwa 800 Millionen Euro. Im osteuropäischen Raum wurden Erlöse in Höhe von 200 Millionen Euro verbucht.

Vergangenen Dezember räumte Steinhoff, die Nummer zwei im weltweiten Möbelhandel hinter Ikea, Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen ein, die Aktien des Unternehmens gingen auf Talfahrt und stürzten um mehr als 90 Prozent in die Tiefe. Steinhoff saß zu diesem Zeitpunkt auf einem Schuldenberg von 10,7 Mrd. Euro und ringt seither ums finanzielle Überleben.

Auch von anderen Anteilen trennte sich Steinhoff bereits, um sich finanziell etwas Luft zu verschaffen. Der oberösterreichische Möbelhändler XXXLutz übernimmt von Steinhoff die Anteile an der deutschen Möbelkette Poco, teilten die Unternehmen Ende April mit. Die XXXLutz-Gruppe wird damit um 123 Einrichtungshäusern in Deutschland mit fast 8.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 1,6 Mrd. Euro wachsen.

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