
Man schrieb das Jahr 1996 und das Ende der Druckerei Styria in Judenburg, Teil der Styria Media AG, war beschlossene Sache. Der klassische Druckerei- und Buchbindereibetrieb sollte aber doch nicht sterben, denn statt sich schleunigst nach anderen Arbeitsplätzen umzusehen, ergriffen 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Gelegenheit beim Schopf und traten fortan gemeinsam als Gesellschafter der 1. Aichfelder Druck Ges.m.b.H. auf. „Dadurch, dass alle Mitarbeiter an Bord geholt wurden und jeder wusste, dass er beteiligt war, war die Zukunft sichergestellt“, erinnert sich Geschäftsführer Uwe Sannemann. „Für mich war vor allem wichtig, dass ich auch aktiv mitgestalten kann.“
Vergrößerung. Heute sind es 24 Mitarbeiter und drei Gesellschafter, die das Unternehmen leiten, die Motivation ist ungebrochen. Viel Kreativität und Know-how braucht natürlich Platz und so waren die Räumlichkeiten in der Stadt selbst bald zu klein. 1999 entstand am Rand von Judenburg der Neubau, der seit dem Jahr 2000 der Hort illustrer Ideen ist. Um heutzutage als Druckerei und Buchbinderei überleben zu können, ist Flexibilität gefragt. Nach wie vor werden edle Stücke gebunden, doch mit Pfiff. Da steht schon einmal die Fadenbindung selbst im Mittelpunkt des Werkes und zeugt anschaulich davon, was regionale Handwerkskunst alles zu leisten vermag.
Geheimtipp des Landesinnungsmeisters Rupert Hofer
Ein ganz besonderes Erlebnis ist der zweite Töpfer- und Handwerksmarkt auf dem Judenburger Hauptplatz. Vom kleinen, feinen Mitbringsel bis hin zum stilvollen Muttertagsgeschenk ist für jeden Geschmack und jede Geldbörse etwas Passendes dabei.
Termin: Von 9. bis 11. Mai,
Mittwoch und Donnerstag von 10 bis 18 Uhr und freitags von 10 bis 22 Uhr.
Kunsthandwerke Steiermark:
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Digitalisierung. Daneben heißt es Schritt zu halten mit der Zeit, Digitalisierung und Individualisierung lauten daher auch in der Region Judenburg die Schlagworte. Ersteres wurde von der 1. Aichfelder Druck Ges.m.b.H. mit der Gründung der zweiten Firma 2 Smart Rechnung getragen. „Wir haben die Ausrichtung geändert“, erinnert sich Sannemann, „weg vom Massen- und hin zum Nischenprodukt. Wir haben uns gefragt, was die Maschinen zusätzlich leisten können“. Dabei ging es zum Beispiel darum, andere, auch ungewöhnliche Materialien zu bedrucken. Individualität erreicht man übrigens durch gezielte Personalisierung, angefangen beim Kundenmailing.
Lenticular. Als Ideenschmiede des Unternehmens gilt die Forschungs- und Entwicklungsabteilung, grundsätzlich sind aber alle im Team kreative Köpfe. „Wir geben unseren Kunden gerne Ideen mit auf den Weg“, betont der Geschäftsführer. Und so entstanden und entstehen etwas andere Mailings für große Firmen, ungewöhnliche Pokale für Gewinner und vieles mehr. Da wird mit Duftlacken experimentiert, Effekte werden in Folien eingebracht oder kippbare 3D-Bilder mittels Lenticulartechnik erstellt. Wenn Tischler oder Glaserer benötigt werden, engagiert man bevorzugt Menschen aus der Gegend.
Zukunftsreich. „Das Murtal ist alles andere als eine Krisenregion. Es gibt extrem viele kreative Leute hier und auch die Landschaft ist ein Traum. Ich würde nicht tauschen wollen, nicht einmal mit Wien“, zieht Uwe Sannemann sein Resümee.