Dass eine Holzbauschraube in den prunkvollen Wiener Sofiensälen und im Design Museum Essen ins Rampenlicht gerückt wird, erstaunt. Zumindest auf den ersten Blick. Innerhalb weniger Wochen konnte der steirische Erfinder Gerhard Oliver Hubmann mit seiner patentierten „TENZ Holzbauschraube“ an genannten Örtlichkeiten den österreichischen Staatspreis für Marketing sowie den international renommierten Red Dot Award für das beste Produktdesign entgegennehmen.

Die Jury aus 40 internationalen Experten bewertete alle Einreichungen nach den Kriterien Innovationsgrad, Funktionalität, formale Qualität, Langlebigkeit und Ergonomie – und wählte die Tenz-Holzbauschraube aus rund 5500 Einreichungen aus.

"Niedrigenergieschraube"

Hubmann, der fast fünf Jahre in die Forschung und Entwicklung investierte, hat die Schraube mit seinem Team als Energiesparschraube konzipiert. Dafür kooperierte er u. a. mit Forschern der Technischen Universitäten Graz und Karlsruhe.

© Tenz

Das Design „seiner“ Schraube ist so gestaltet, dass sie die Holzfaser aufdrückt, also verdrängt und nicht schneidet oder fräst. Das Ergebnis: Sie benötigt nur die Hälfte des Drehmoments einer gewöhnlichen Holzschraube, die Innovation firmiert daher auch unter dem Label „Niedrigenergieschraube“. Das Verfahren, das an eine „tanzende Schraube“ (daher der Name Tenz) erinnert, findet auch im Handel Anklang. Der Verkauf startete 2017 in der Schweiz, 2018 folgten Italien und Deutschland.

Dann entschied sich Home Depot, die weltweit größte Baumarktkette mit Sitz in den USA, ihre eigene Holzschraube mit der Tenz-Technologie auszustatten, die nun in 2200 Baumärkten in allen US-Bundesstaaten erhältlich ist. „Allein in die USA werden pro Monat aktuell zwischen 80 und 120 Container mit Schrauben geliefert“, so Hubmann. Tendenz steigend, denn seit Kurzem stehe fest, dass Home Depot dieses Artikelsortiment von derzeit 57 auf über 80 ausweiten werde.

Abordnung aus England in Graz

Die steirische Schrauben-Innovation trotzt auch den Brexit-Querelen, der Marktstart in einer britischen Handelskette stehe unmittelbar bevor, so Hubmann, der in der kommenden Woche eine Abordnung aus England in Graz begrüßen wird. Und auch in Österreich tut sich einiges: Ab Frühjahr 2020 ist die Schraube in allen Hornbach-Standorten verfügbar.

Die Aufmerksamkeit, die seine Schraube generiert, sorgt auch dafür, dass Hubmanns Gesellschaft AVVIO, die auch über eigene Prüflabors verfügt, zuletzt zwei spannende Beratungsaufträge an Land gezogen hat. „Von zwei weltweit tätigen Firmen wurde die Bitte an uns herangetragen, dass wir für sie völlig neue Schrauben entwickeln, vom Produkt bis zur Verpackung.“