Global wächst die Software-Branche am stärksten, vor Finanzen, Gesundheit und Energie. Für Microsoft läuft es auch in Österreich so gut?
DOROTHEE RITZ: Uns geht es gut, wenn es unseren Kunden gut geht, wenn sie sich auf die Digitalisierungsreise begeben. Und ja, das tun viele sehr nachhaltig.

Was ist die größte Challenge?
Ob die Unternehmen nicht nur technologisch bereit sind, sondern auch mit Veränderungsbereitschaft und Qualifikation der Mitarbeiter sowie der Stringenz, das auch umzusetzen.

Die Internet-Börsengänge von Uber bis Pinterest zündeten nicht alle, die Software-IPOs von Cloudflair bis Zoom boomen. Neue kleinere Hechte stören im Microsoft-Teich?
Das brauchen wir dringend und es ist eine Riesenchance. Microsoft ist ein Plattformunternehmen. Wir schaffen die Bühne, auf der die Unternehmen ihre Digitalisierung umsetzen. Ein Hotel braucht nicht eine Anwendung nur zur Buchung, sondern auch für Wartung von Geräten bis zur Waschmaschine. Das entwickeln oft Start-ups, mit denen wir zusammenarbeiten. Wenn ein Automotive-Industrieunternehmen einen Prozess automatisiert, arbeiten viele Unternehmen an einem Arbeitsschritt mit, von Strategie bis Umsetzung. Der Kunde will von uns als Plattform ein ganzes Ökosystem als Lösung. Das ist daher ein Miteinander. Wir haben 3500 Partner in Österreich.

Bei Digitalisierung liegen Ausgaben für Cloud-Computing ganz vorn, vor KI, digitaler Transformation, dann Security. Cloudlösung oder On-Premises lautet die Gretchenfrage für Unternehmen.
Microsoft kann On-Premises und die Cloud. Der Kunde entscheidet, ob er die Daten lieber in der Cloud hat oder lieber On-Premises auf seinen eigenen Servern behält. In Österreich wählen schon 50 Prozent die Vorteile von Cloud-Computing.

Was sind die großen Anwendungsbereiche?
Erstens alles um den modernen Arbeitsplatz: Wie mobil, wie sozial kollaborativ sollen Mitarbeiter arbeiten und konferieren, und das alles auch sicher vor Hacks auf E-Mails. Da sehen viele Firmen einen großen Wert und „Teams“ ist eine unsere am schnellsten wachsende Lösung. Microsoft 365 macht automatisch Datenklassifizierung nach der Datenschutzverordnung. Ein weiterer großer Bereich ist Kundenservisierung vom Callcenter bis zum technischen Support, für Kunden- und Mitarbeiterbindung, gerade auch für KMU, um Kundenkreis und Warenkorb über die Region hinaus zu erweitern. Drittens geht es ums Kostensparen mit intelligenten Geschäftsprozessen, damit etwa nicht Maschinen vorübergehend ausfallen. Warenkorboptimierung betrifft jedes Geschäft in Kärnten oder der Steiermark, um Lagerkosten zu senken. Über all dies denken Unternehmen nach, aber mit sehr unterschiedlichem Status der Umsetzung.

Weltweit ist das Wachstum im Cloud-Computing zehn Mal höher als von On-Premises-Lösungen.
Das sehen wir ganz klar. Unsere Partner mit Neugeschäft in der Cloud erlösen deutlich höher als jene, die On-Premises servisieren. Das Geschäft in der Cloud hat enormes Potenzial.

Bildung ist der Schlüssel. iPad und Laptop für jedes Kind Pflicht?
Es geht nicht um Endgeräte in Klassen, wenn Lehrer Kindern nicht zeigen können, wofür. Es gibt bereits viele gut ausgebildete Lehrer, aber wir brauchen noch mehr Breite. Wir haben einen Learning-Hub, wo wir bereits Tausende Lehrer ausgebildet haben, ebenso Kunden, wo wir Mitarbeiter qualifizieren. In der Future Box zeigen wir Klein- und Mittelständlern, wie sie mit Digitalisierung ihre Wertschöpfung erhöhen. Wir bilden im Skill Campus heuer 500 Fachkräfte aus. Der Fachkräftemangel ist enorm. In den Schulen müssen die Kinder individuell die Skills lernen, das entscheidet die Zukunft. Vorbildlich ist Graz, wo wir soeben eine von weltweit 17 Microsoft-Flagship Schools eröffnet haben. Mein Appell an jede Bundes- und Landesregierung: Wir müssten ein Vielfaches in Bildung und Weiterbildung investieren. Das würde viele Probleme in Zukunft lösen.