Die unternehmerischen Wurzeln der Veldener Gastwirtsfamilie Wrann reichen bis ins Jahr 1787 zurück: Vor 232 Jahren erhielt Valentin Wrann die Genehmigung, reisende Passagiere der Thurn und Taxi’schen Poststation in Velden entlang der Route Wien – Triest zu verköstigen. Aus der Poststation wurde ein Wirtshaus, daraus im Zeitalter der erblühenden Sommerfrische ein schmucker Hotelbetrieb. Stillstand scheint in der Familien-DNA nicht vorzukommen.

Es war Jakob Wrann senior, der 1961 zusätzlich zum Stammhaus das „Seehotel Europa“ in bester Lage in Velden errichtete – einen reinen Sommerbetrieb. Dass der tüchtige Senior etwas später, 1973, das Hotel „Bergkristall“ in Oberlech baute, sehen – nicht nur – seine Söhne Anton und Jakob Wrann (69 bzw. 57 Jahre alt) noch heute als Glücksfall: Der zentral gelegene Ganzjahresbetrieb „Hotel Post“ in Velden, dazu Saisonbetriebe am See und am Berg – besser kann sich ein touristischer Betrieb wohl kaum aufstellen. Verwaltet werden die drei Häuser in der Wrann Hotels GmbH, die Jakob, Anton und Mutter Isolde anteilig besitzen.

Hotel Bergkristall in Oberlech
Hotel Bergkristall in Oberlech © KK

Glücksfall in der Familie

Ein Glücksfall für das Hause Wrann scheint es, die Weichen für die Zukunft schon in der Gegenwart gestellt zu haben. Tochter Katharina Wrann, ihres Zeichens Generation Nummer neun, steht bereits in den Startlöchern und arbeitet an der Seite ihres Vaters Jakob und Mutter Renate im „Europa“ und im „Bergkristall“. Der Generationswechsel ist auch im „Hotel Post“ eingeläutet, wo Anton Sergio (Tono) und Bruder Jakob Matteo als Juniorchefs in die Fußstapfen ihrer Eltern Anton und Franca Wrann treten. Alle drei haben touristische Ausbildungen genossen und stellen sich dem Tourismus, der ja – auf Eigentümerseite – nicht unbedingt für Lebensqualität bürgt.

"Nicht ins kalte Wasser geworfen"

„Loslassen“, sagt Renate Wrann, „ist schon schwierig. Aber man darf der Jugend nicht im Weg stehen.“ Zweifellos sind die Fußstapfen für den akademisch ausgebildeten Nachwuchs groß, doch „wir werden nicht ins kalte Wasser geworfen“, bestätigen die Jungen unisono. „Wir können mehr als froh sein, dass nun zwei Generationen am Werk sind“, sagt Katharina Wrann. Nicht überall gelingt es Eltern, ihre Kinder für eine Übernahme eines Betriebes zu begeistern. Was bei den Wranns anders läuft? „Es ist entscheidend, dass man nicht über die Arbeit schimpft, sondern ein Vorbild für die Kinder ist“, erklärt Anton Wrann.

Hotel Europa in Velden
Hotel Europa in Velden © KK

„Offiziell“, sagt Jakob, „sind wir ja in Halbpension.“ In Zeiten, in denen Direktmarketing und Digitalisierung die Branche herausforderten, sei jugendlicher Elan schließlich umso gefragter. „Du musst immer auf dem letzten Stand sein, die Jugend nimmt hier einen großen Einfluss.“ Die Älteren sind freilich ebenso gefragt.

12 Millionen investiert

Zum Erfolg der Wranns gehört auch, in Ausstattung und Qualität der Betriebe zu investieren. In den letzten Jahren waren es über zwölf Millionen Euro, sagt Anton Wrann. Jüngste Errungenschaft: ein höchst gelungener Wintergarten im Hotel Europa, zuvor erhielt die „Post“ eine nagelneue Wellnessanlage. Der nächste Innovationsschub wird bereits vorbereitet: Das „Europa“ wird um eine neue Garage, Mitarbeiterwohnungen und Gästezimmer erweitert, mit dem Ziel, sich als „Medical Wellness“-Haus zu positionieren. Gebaut wird in zwei Etappen, rund fünf Millionen Euro stehen als Budget zur Verfügung. Die Zahl der Gästebetten wird von jetzt 159 auf 190 steigen. Über alle drei Betriebe gerechnet verfügt der Betrieb über knapp 400 Gästebetten.

Kaum Verschaufpausen

Verschnaufpausen sind selten: Am Arlberg hält man 125 Tage offen, am Wörthersee 165. Ab 2021 soll aber auch im „Europa“ die Saison in Richtung Advent gedehnt werden. „Wir wollen ausreizen, was an Potenzial möglich ist“, sagt Renate Wrann. Allerdings gilt der Appell den Gemeinde- und Tourismusverantwortlichen: „Für eine Saisonverlängerung muss der gesamte Ort mitspielen.“

Hotel Post in Velden
Hotel Post in Velden © KK

Stolz ist die Familie unisono, ihre Paradebetriebe ohne Appartements und den dort gefürchteten „kalten Betten“ auszukommen. Schließlich könne man „Appartements nur ein Mal verkaufen“, sagt Tono. Besonderes Augenmerk legen die Wranns darauf, Mitarbeiter zu binden. Dazu gehören komfortable Mitarbeiterwohnungen, Erfolgsprämien, aber auch das, was Tono „Fairness“ nennt: „Wir kämpfen mit aller Kraft gegen das schlechte Image des Tourismus.“ Denn der Beruf sei ganz anders: „Du hast jeden Tag Erfolgserlebnisse, direkten Kontakt mit Menschen, kannst die Gäste begeistern und überraschen.“ Als Familienunternehmen sei man zudem – buchstäblich – „angreifbar“. Katharina beschreibt die Faszination ihres Berufes so: „In der Früh arbeite ich im Büro, zu Mittag am Gast – und was du am Nachmittag tust, weißt du da noch gar nicht. Es gibt viele Möglichkeiten, sich seine Umgebung selbst zu gestalten.“ Tono ist das „sofortige Feedback der Gäste“ wichtig. Er sieht die Online-Bewertungen, für manch andere Hoteliers Teufelszeug, „als Riesenvorteil“.

Fehlende Tourismusgesinnung

Zu schaffen macht Anton Wrann fehlende Tourismusgesinnung im Land: „Man sollte einmal darüber nachdenken, was es bei uns alles ohne Tourismus nicht geben würde.“ Diesem Credo entsprechend positiv sieht er ein umstrittenes Event: „Ohne GTI-Treffen würden drei Wochen Hochsaison wegfallen. Es sind fantastische Gäste, freundlich und höflich. Höchste Zeit, dass das Land den VW-Verantwortlichen einmal offiziell dafür dankt.“