Weithin bekannte Unternehmen sind nicht alles. Die Primus-Kategorie „Stille Größen“ hat sich auf die Suche nach erfolgreichen Kärntner Firmen gemacht, die seltener als andere für Schlagzeilen sorgen. Meist sind es Betriebe mit hohem Exportanteil bzw. solche, die erfolgreich Nischen besetzen.
Der Kärntner Heimmarkt ist relativ klein – wegen ihrer Exportorientierung und ihrer Rolle in der globalen Lieferkette sind „Stille Größen“ daher in ihrer angestammten Region oft kaum be- und erkannt. Oft sind sie Zulieferer. Dennoch bilden gerade sie das Rückgrat der heimischen Wirtschaft.

Die Starken aus der zweiten Reihe

Für die Bewertung der Kandidaten achtete die Jury unter anderem auf eine herausragende Marktposition, auf Nachhaltigkeit, auf Qualitätsansprüche, auf unternehmerische Werte, eine langfristig ausgelegte Unternehmensstrategie, eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur, auf gut ausgebildete, motivierte Mitarbeiter.
„Marktschreierisch“ zu sein, war hier nicht gefragt. Stille Größen suchen nicht aktiv den Weg in die Medien, hängen nicht alles an die große Glocke. Sie präsentieren sich eher auf Fachmessen, in Fachpublikationen oder durch die direkte Ansprache ihrer Abnehmer. Sie sind die Starken aus der zweiten Reihe.


Dabei gilt: Eine „Stille Größe“ zu sein kann man nicht erlernen, sich nicht vornehmen. Ihren Erfolg müssen sich die Unternehmen lange und hart erarbeiten. Oft handelt es sich um Unternehmen, die mittelständische Strukturen und flache Hierarchien haben, Familienbetriebe zum Beispiel. Die hier vorgestellten Unternehmen Erjavec Transportverpackungen, Tribotecc und Imerys – interessanter Weise alle aus der Region Villach – beweisen, dass man auch abseits des Scheinwerferlichts groß glänzen kann.

Ein stabiles Team, das anpacken kann

Stabil ist diese Firma aus Villach in jedem Fall: Sie besteht seit 109 Jahren. Und anpacken kann sie auch: Der als Bau- und Möbeltischlerei gegründete Familienbetrieb Erjavec hat sich spezialisiert auf Transportverpackungen. Erzeugt werden maßgefertigte Transportkisten aus Holz für die Halbleiterindustrie. Das 15-köpfige Team ist auf das Verpacken von hochsensiblen Anlagen geschult.

Das Erjavec-Team samt "Jungunternehmer“ Linus (am Schoß seiner Mutter)
Das Erjavec-Team samt "Jungunternehmer“ Linus (am Schoß seiner Mutter) © KK

„In den vergangenen 23 Jahren konnten wir mehr als 44.000 maßangefertigte Transportkisten mit sensiblem Inhalt sicher und schadensfrei in die ganze Welt verschicken“, berichtet Geschäfsführerin Edith Erjavec. 2018 hat sie in eine CNC-Fräse für zusätzliche Auftragsarbeit investiert. Spielend gelingt die Arbeit bei Erjavec spätestens seit 2016. Seitdem wird eine Kinderspielmöbel-Kollektion entwickelt. Sie nennt sich „Marlinu“ (Namensgeber ist Sohn Linus) und soll ein zweites Unternehmens-Standbein werden.

Damit Lift und U-Bahn sind nicht „reiben“

Wussten Sie, was Tribologie ist? Es ist die Wissenschaft von Reibung, Verschleiß und Schmierung gegeneinander bewegter Körper, kurz: die Reibungslehre. Die Tribotecc GmbH aus Arnoldstein, die auf die 1867 gegründete Bleiberger Bergwerksunion (BBU) zurückgeht, ist Markt- und Technologieführer in Sachen Tribologie. Produziert werden Spezialchemikalien, so genannte Metallsulfide, für hochkomplexe Industrieanwendungen. Sie kommen zum Beispiel in Brems- und Kupplungsbelägen, in Schmiermitteln, Kunststoffen oder Batterien zum Einsatz. Obwohl man den Tribotecc-Produkten jeden Tag begegnet, – beim Fahren mit der U-Bahn oder dem Lift, beim Tritt auf die Bremse oder bei der Benützung einer Waschmaschine – ist das Unternehmen der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt. Der Umsatz betrug im Vorjahr 75 Millionen Euro, 90 Mitarbeiter sind beschäftigt. Die Exportquote von Tribotecc beträgt 98 Prozent.

Harte Lösungen, die das Leben verbessern

Imerys ist weltweit führend in der Entwicklung von mineralienbasierten Speziallösungen, die das tägliche Leben verbessern. Als internationales Unternehmen mit mehr als 18.000 Mitarbeitern an 270 Betriebsstätten in 50 Ländern weltweit betreibt Imerys einen zentralen Standort in Villach – inklusive Forschungszentrum in Kärnten.

Feinarbeit am Mikroskop bei Imerys Fused Minerals in Villach
Feinarbeit am Mikroskop bei Imerys Fused Minerals in Villach © Imerys/KK

300 Mitarbeiter sind beschäftigt, davon 40 in der Forschung. Der Umsatz allein in Villach betrug zuletzt 130 Millionen Euro. Die Geschichte: Während des Zweiten Weltkrieges wurde im Werk in Seebach bei Villach mit der Produktion von Elektrokorund begonnen, es ist nach Diamant das härteste Mineral und findet als Rohstoff vor allem Verwendung in der Schleifmittelindustrie und Feuerfestindustrie. 1994 wurde das Werk rechtlich selbstständig. 2004 wurde das Imerys Technology Center Austria als Tochterunternehmen des Imerys Werk Villach gegründet. Die fertigen Produkte werden in mehr als 50 Länder weltweit verkauft.