Baby Arthur, den jüngsten Sohn von Geschäftsführer Gregor Grüner und seiner Frau Kathi Grüner, interessiert das Fotoshooting nur bedingt. Er spielt mit der Objektiv-Klappe von Fotografin Melanie Oberländer, die gerade Model Sandra Gutic, bekannt aus Austria’s next Topmodel, ablichtet. Gutic trägt Weltmarken wie Moncler, Robert Friedman, Herno. So entstehen mitten in Klagenfurt Fotos für Grüners Online-Shop, die Kundinnen in aller Welt ansprechen.

Gregor Grüner beim Online-Shooting mit Model Sandra Gutic und Fotografin Melanie Oberländer Grüner mit seiner Frau bei der Auswahl einer Unterwäsche-Kollektion
Gregor Grüner beim Online-Shooting mit Model Sandra Gutic und Fotografin Melanie Oberländer Grüner mit seiner Frau bei der Auswahl einer Unterwäsche-Kollektion © KLZ/Helmuth Weichselbraun


Im Nebenraum bespricht Kathi Grüner Details einer getigerten Unterwäsche-Kollektion. Daneben wird versendet: nach Deutschland, nach China, in die ganze Welt. Gregor Grüner (32), der 2011 als IT-Geschäftsführer in das 150 Jahre alte Unternehmen seines Vaters Alfred eingestiegen ist, generiert 100.000 Klicks im Monat, 3500 pro Tag. Der Durchschnittsbestellwert beträgt 450 Euro. Ausgewählte Stücke von 150 Designer-Marken sind im Angebot.

Gregor Grüner mit seiner Frau bei der Auswahl einer Unterwäsche-Kollektion
Gregor Grüner mit seiner Frau bei der Auswahl einer Unterwäsche-Kollektion © KLZ/Helmuth Weichselbraun

Online-Shop ist eine eigene Filiale

Der Online-Umsatz hat bei den Grüners den einer niedergelassenen Filiale (betrieben werden drei in Klagenfurt und zwei in Velden, für Damen- und Herrenmode) erreicht. Online IST also eine eigene Filiale, selbst das kultige grüne Grüner-Sackerl liegt jeder Online-Bestellung bei. So fühlt sich der Kunde persönlich bedient, was er ja auch ist.

Das legendäre Grüner-Sackerl bekommen auch die Online-Shopper
Das legendäre Grüner-Sackerl bekommen auch die Online-Shopper © KLZ/Helmuth Weichselbraun


Investitionskosten bzw. Betrieb sind online nicht geringer als offline, eher höher. Grüner: „Wir produzieren unsere Online-Modefotos selbst. Ich muss Models, Fotografen, IT und Versand finanzieren – und immer investieren. Eine neue Homepage kostet 150.000 Euro. Wir versuchen, magazinhaft zu sein, Gefühle zu transportieren, Persönlichkeiten zu zeigen.“
Allein die Betreff-Ziele für Newsletter ist eine eigene Wissenschaft. Grüner weiß genau, bei welchen Schlagwörtern um welche Zeit mehr geklickt wird und reagiert darauf.

Alles digital im Traditionshaus

Gerade wird die Filiale in der Klagenfurter Bahnhofstraße renoviert. Am Innenausbau kann man sehen, dass On- und Offline verschmelzen: Installiert wird ein hochrechteckiger Riesen-Bildschirm, auf dem Models den Kundinnen in Echtgröße „entgegenkommen“ – gekoppelt mit dem Lagerstand. Lager bzw. Warenwirtschaftssystem sind synchronisiert. Die komplette Ware kommt in Klagenfurt an, wird hier etikettiert und auf die Filialen aufgeteilt. Was online bestellt wird, geht von der Filiale aus, wo es ist. Es gibt kein eigenes Online-Lager.

Etikettierung und Bestandsaufnahme
Etikettierung und Bestandsaufnahme © KLZ/Helmuth Weichselbraun

Online Termine buchen

Ein aktuelles Projekt: Kunden und Kundinnen sollen sich bald online Teile zum Probieren „herauslegen“ lassen können: in einer Filiale ihrer Wahl mit dem Berater ihrer Wahl um die Uhrzeit ihrer Wahl. „60 bis 70 Prozent unserer Kunden sind schon jetzt online vorinformiert, wenn sie ins Geschäft kommen. Sie betreten zum Teil mit unserem Online-Shop am Handy-Display den Laden.“

"E-Commerce ist ein komplexes Geschäft"

Die Retourquote von 55 Prozent sieht Grüner, studierter Textilmanager, positiv – alles Kundinnen, die hoffentlich wiederkommen.
Dass E-Commerce ein Allheilmittel ist, sagt er nicht, dafür sei das Online-Geschäft viel zu komplex. Stattdessen glaubt der junge, dreifache Vater an Spezialisierung. „Das gute, einzigartige Produkt ist und bleibt der Grundbaustein.“