Über einen interaktiven Riesenbildschirm in der Dimension einer Konferenzzimmerwand hat man in Althofen die ganze Welt im Blick: „Elementum“, ein mit künstlicher Intelligenz gestütztes System aus dem Silicon Valley, scannt hier permanent die globale Nachrichtenlage, von CNN bis Bloomberg, von Wetter- bis Erdbebenstationen. „Supertaifun auf den Philippinen“ poppt als die relevanteste von Millionen Schlagzeilen auf. „Im selben Augenblick sagt uns das System, wie viele Fabriken von uns dort betroffen sind, welche Kunden, welche Lieferungen, wo in diesem Augenblick welche Komponenten für welche Produktion unterwegs sind, wie man auf das Ereignis reagiert“, erklärt Geschäftsführer Erich Dörflinger.

"Time to Market"

Da sind die notwendigen Maßnahmen längst via Chatbot, der E-Mails im ganzen Flex-Konzern und seinen weltweit hundert Fabriken abgelöst hat, kommuniziert. Und das in Echtzeit, „weil Elementum alle Nachrichten mit unseren Produktions- und Lieferdaten verknüpft“, erklärt Operation Manager Martin Rainer.

High Tech-Werkshalle von Flex
High Tech-Werkshalle von Flex © (c) Gert Köstinger


„Time to Market“, beschreibt Geschäftsführer Dörflinger den Vorteil gegenüber der Konkurrenz. „In der Industrie 4.0 ist die Logistikkette das Wichtigste. Eine Platine besteht oft aus Tausenden Mikroelektronikteilen und wenn nur eines ausfällt, steht die Produktion. Bei Ereignissen wie Erdbeben oder Unwettern steigen bei den Distributoren sofort die Preise für Komponenten. „Je rascher wir das wissen, desto kostengünstiger ist es für uns.“
Elementum greift daher weltweit auch alle wichtigen Social Media ab, da viele Ereignisse auf Facebook und Twitter vor den Nachrichtenkanälen bekannt werden. „Was wir machen, ist Logistik der Zukunft. So liegen wir“, sagt Dörflinger stolz, „vor der Konkurrenz.“
Detailzahlen über die Wertschöpfung, die die 850 Mitarbeiter im Werk in Althofen erzielen, gibt Dörflinger nicht bekannt. Der Umsatz in dreistelliger Millionenhöhe steige aber im zweistelligen Prozentbereich und der Konzern mit Sitzen in Singapur und San José (Kalifornien) darf sich über einen positiven Ergebnisbeitrag freuen. Weltweit weist die Flex Ltd, die vormals Flextronics hieß, 26 Milliarden Euro Umsatz aus sowie rund 200.000 Mitarbeiter.


Der Stellenwert des österreichischen Werkes in Althofen wird nicht nur durch Dörflingers gleichzeitige Funktion als Vorstand im europäischen Board des Flex-Konzerns unterstrichen. Die Kärntner Elektronik-Fabrik ist auch ein Product Introduction Center für den Konzern. In Althofen gebaut wurde für Microsoft die erste X-Box, die – mit Bill Gates’ eigenhändiger Unterschrift geziert – ein besonderes Schmuckstück in der Produktvitrine ist.
Der kleinste Lautsprecher der Welt, zusammen mit einem Start-up entwickelt, sowie die Kreditkarte mit Fingerprint-Sicherung gehören zu den neueren Entwicklungen der Produktionspalette. Ebenso die elektronisch bestückte Kopfhaube, die das Wachstum von Gehirntumoren stoppt. „In der Medizintechnik wird sich unglaublich viel tun“, begründet Dörflinger die Forschungsausrichtung auf digitale Präzisionsmedizin, die dereinst auch Krebszellen mit dem eigenen Immunsystem beikommen soll. Für die jüngst angelaufene Herstellung von Mikroinsulinpumpen, die Diabetespatienten drei Tage lang die nötige Dosis verabreichen, vergrößert Flex demnächst seinen Keimfrei-Raum.

Photovoltaik-Anlage am Werk in Althofen
Photovoltaik-Anlage am Werk in Althofen © FLEX


Mit 2019 sind zehn Millionen Euro Investitionen geplant. Die Belegschaft wurde in den letzten zwölf Monaten um 100 Mitarbeiter aufgestockt, aktuell werden 74 Lehrlinge ausgebildet. Gearbeitet wird im Vierschichtbetrieb in Acht-Stunden-Modellen. „Bei uns wären zwölf Stunden unzumutbar.“ Konzentration sei gefordert, wenn die Mitarbeiter, zu 50 Prozent Frauen, die Systeme überwachen und steuern. Dörflinger: „Wir arbeiten hier im Age of Intelligence.“