In welchen Autos sitzen Sie?
MARKUS KREISEL: Den E-Porsche 110 fahre ich im Sommer, täglich den E-Golf – ebenfalls mit unserer Batterie.

Wie weit kommen Sie mit diesem Fahrzeug?
Mit unserer 55-kWh-Batterie hat es eine maximale Reichweite von 420 Kilometern. Wenn ich es selbst chauffiere: 300 Kilometer.

Vielen reicht das nicht. Von Klagenfurt nach Wien geht das nicht ohne eine Ladepause.
Man glaubt, dass es nicht reicht, aber 300 Kilometer elektrisch zu fahren, ist schon eine gute Strecke. Von uns in Freistadt bis Villach sind es 400 Kilometer. Da reicht mir unterwegs eine 30-Minuten-Pause, denn wir haben eine spezielle Schnellladetechnologie, mit der ich in 25 Minuten 250 Kilometer Reichweite laden kann.

Da sind Sie nicht schneller als mit einem Tesla.
Ja, aber mit dem Auto sind wir effizienter als der Tesla, weil unsere Batterie weniger Gewicht hat. Im Golf hat sie 320 Kilogramm, so wie die Originalbatterie im E-Golf. Nur haben wir dann 30 Prozent mehr Reichweite bezogen auf Gewicht, Volumen und nutzbare Kapazität. Die geringeren Verluste in unserer Batterie generieren mehr Reichweite.

Gut für den Klimaschutz, aber wo bleibt Ihr industrieller Ausbau?
Unser E-Golf ist ein Demons­trationsfahrzeug, um auf unsere Technologie aufmerksam zu machen. Wir sind kein Autohersteller. Wir erarbeiten Technologie für die Industrie. Wir sind auch kein großer Volumenshersteller, weil wir ein junges Unternehmen sind.

Mit einem Elektro-G-Modell mit Kreisel-Batterie fährt Arnold Schwarzen­egger durch Kalifornien. Schaut man im Silicon Valley schon auf Ihre Technologie?
Es schafft Aufmerksamkeit für ein österreichisches Unternehmen, wenn Schwarzenegger mit unserem Auto fährt. Darauf sind wir sehr stolz. Weil das Fahrzeug noch ein Freistädter Kennzeichen hat und Schwarzenegger gerne schnell fährt, haben wir auch schon Strafmandate aus den USA geschickt bekommen. Wir wollen natürlich amerikanische Kunden und haben dafür Kreisel Electric Inc. gegründet. An der School of Engineering der Stanford University hat uns der aus Österreich stammende Professor Friedrich Prinz erklärt, in zehn bis 20 Jahren werden in der westlichen Welt mehr als 50 Prozent der Autos E-Mobile sein und in Asien mit Brennstoffzelle fahren.Das ist ganz klar der Weg. Der Antrieb wird elektrisch sein, ob Batterie, Brennstoffzelle, Hybrid. Die Prognosen für 2025 sagen, dass schon 60 Prozent der Neuwagen elektrisch betrieben sein werden.

VW-Chef Matthias Müller hat mit Tesla abgerechnet, das mit Verlusten nur ein paar Hunderttausend Autos im Jahr erzeugt, während VW mit Milliardengewinnen über elf Millionen Autos herstellt. Das E-Geschäft machen vielleicht doch große Autokonzerne, wenn sie auf Elektro umsteigen?
Ich bin überzeugt, dass die großen Hersteller umsteigen werden, denn da lässt sich viel Geld verdienen. Ohne Tesla wären wir aber jetzt nicht in dieser Situation, weil die der Welt gezeigt haben, wohin der Weg der nächsten Generation geht. Das muss man hoch anrechnen, wir sind auch froh, dass es Tesla gibt. So kurz Tesla erst besteht, kann es unmöglich profitabel sein.

Laut Stanford-Professor Prinz wird die nächste Batterie-Generation die Trockenbatterie sein. Was bringt sie?
Die nächsten zehn Jahre wird noch die Lithiumbatterie die Technologie sein, aber die hat natürlich Nachteile vom Abbau hin bis zum Recycling. Aber für die Energiewende wird die Zeit immer knapper, deshalb müssen wir Konzepte vorbereiten und dazu gehören Festkörperzellen, die man auch leichter recyceln kann.

Dass Sie dabei zur Sicherheit eine Art kleine Feuerwehr einbauen, behindert das System nicht?
Das ist sogar sehr positiv, denn durch die Flüssigkeit halten wir die Batterie auf Wohlfühltemperatur.

Halten Sie es für möglich, dass am Horizont eine ganz neue Technologie auftaucht und wir sagen müssen: Wie konnten wir nur umweltbelastend auf die kaum recycelbaren Batterien setzen?
Wir haben heute schon circa 75 Prozent Recycelfähigkeit. Die Tendenz geht bis 98 Prozent. Aber weil es noch zu geringe Stückzahlen gibt, zahlt es sich für die Industrie heute noch nicht aus, die Batterien zu recyceln. Aber wenn weltweit Millionen Fahrzeuge mit Batterien elektrisch fahren werden, dann wird das Recyceln interessant, denn die Rohstoffe sind wertvoll.

Wie geht’s Kreisel Electric als jungem Unternehmen?
Uns gibt es seit 2014, wir arbeiten seit dem ersten Tag wirtschaftlich und wachsen über Eigenfinanzierung. Wir arbeiten an 80 Projekten und werden bis Mitte 2018 auf 200 Mitarbeiter aufstocken.