Die Gläubiger des deutschen Modeherstellers Gerry Weber haben grünes Licht für die Sanierung des angeschlagenen Unternehmens gegeben. Im Rahmen des gerichtlichen Erörterungs- und Abstimmungstermins hätten am Freitag sämtliche Gläubigergruppen dem Restrukturierungsplan mit den erforderlichen Mehrheiten zugestimmt, teilte das Unternehmen mit.

"Mit der heutigen Zustimmung der Gläubiger haben wir einen entscheidenden Meilenstein bei der weiteren Umsetzung unseres Restrukturierungskonzepts erreicht", sagte Finanzvorstand Florian Frank. Damit erhalte die Gerry-Weber-Gruppe wieder eine solide finanzielle Basis und könne sich auf die vor ihr liegenden Herausforderungen konzentrieren.

Vollständiger Kapitalschnitt

Vorgesehen ist nach Unternehmensangaben ein vollständiger Kapitalschnitt, sodass die derzeitigen Aktionäre der Gerry Weber International AG kompensationslos ausscheiden und die Börsennotierung der Aktien erlischt. Neue Aktien sollen dann vollständig vom Sanierungsinvestor, der GWI-Holding mit Sitz in Luxemburg, gezeichnet werden. Der Kapitalschnitt soll nach der gerichtlichen Planbestätigung erfolgen. Als Termin dafür hat das Restrukturierungsgericht Essen den 27. September 2023 vorgesehen.

Die Gerry Weber International AG hatte im April beim Essener Amtsgericht die Einleitung eines Sanierungsverfahrens nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) beantragt. Im Juni kündigte das Unternehmen an, im Zuge der Sanierungsbemühungen bis Ende September 122 der 171 eigenen Geschäfte und Outlets in Deutschland aufzugeben. Über die Gerry Weber Retail GmbH, in der das Filialgeschäft gebündelt ist, wurde Ende Juni ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Gerry Weber in Österreich

Die Bekleidungskette ist auch in Österreich pleite. Der deutsche Modekonzern strebt hierzulande keine Fortführung des Filialgeschäfts an. Von der österreichischen Insolvenz seien 25 Gläubiger mit Gesamtverbindlichkeiten in Höhe von 2,6 Mio. Euro betroffen, hieß es Ende Juli vom AKV. Die Kette ist in Österreich mit 20 Standorten vertreten, mehr als hundert Beschäftigte verlieren ihre Jobs.

Gerry Weber wird als Modehersteller aber weiterhin in Österreich aktiv sein und den Textileinzelhandel mit den Marken Gerry Weber, Taifun und Samoon beliefern. Laut Angaben des deutschen Modekonzerns bleibt auch der österreichische Online-Shop für Endkunden bestehen.