Die per Notübernahme gerettete Schweizer Großbank Credit Suisse hat trotz Milliardenverlusten 2022 Topleuten Boni im Umfang von rund einer Milliarde Franken zugesagt und teilweise auch schon ausgezahlt. Dies wurde am Dienstag aus Bankenkreisen verlautbart. In einem internen Memo hat die Bank Angestellten versichert, dass noch nicht gezahlte Boni und Gehaltserhöhungen wie geplant gezahlt werden sollen. Das sorgt in der Schweiz für Aufregung, wurde die Credit Suisse nach Milliardenverlusten und anhaltenden Turbulenzen doch soeben - auch mit öffentlichem Geld - mit der UBS zwangsfusioniert.

Daher hat die Schweizer Regierung diese Bonuszahlungen der Credit Suisse nun vorläufig eingefroren. "Der Bundesrat hat zur Kenntnis genommen, dass das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) mittels Verfügung an die Credit Suisse gewisse variable Vergütungen an ihre Mitarbeitenden vorläufig sistiert", teilte die Regierung am Dienstag mit. Dies betreffe bereits zugesicherte, aber aufgeschobene Vergütungen für die Geschäftsjahre bis 2022 wie etwa Aktienansprüche.

Die Regierung will zudem weitere Maßnahmen zu den variablen Vergütungen für die Geschäftsjahre bis 2022 und darüber hinaus prüfen. Die schwer angeschlagene Credit Suisse wurde erst am Wochenende in einer von der Regierung orchestrierten Rettungsaktion von der Rivalin UBS übernommen.  Zuvor hatte die Agentur Bloomberg darüber berichtet. Die Bank bestätigte das Memo, wollte sich aber nicht weiter dazu äußern.

Mit dem Rücken zur Wand

Nach zahlreichen Skandalen, Kritik wegen eines schlechten Risikomanagements und Geldabflüssen in dreistelliger Milliardenhöhe stand die Credit Suisse am Wochenende mit dem Rücken zur Wand. Der Aktienkurs war trotz Liquiditätszusagen abgestürzt. Um angesichts der Nervosität in der Bankenbranche einen Flächenbrand und eine globale Finanzkrise zu verhindern, drängten Regierung und Aufsichtsbehörden die UBS zur Übernahme.

Staat zahlt bis zu 209 Milliarden Euro

Die UBS zahlt 3 Milliarden Franken (rund 3 Milliarden Euro) für die Credit Suisse und steht für Verluste von bis zu 5 Milliarden Franken gerade. Hinzu kommen eine staatliche Verlustgarantie von 9 Milliarden Franken sowie Liquiditätszusagen im Umfang von bis zu 200 Milliarden Franken.

Die Credit Suisse spricht von einem "merger", also Zusammenschluss, mit der UBS. Klar ist aber, dass die größere UBS die 167 Jahre alte strauchelnde Credit Suisse übernimmt. Es ist der größte Bankendeal in Europa seit der globalen Finanzkrise vor 15 Jahren. Die Credit Suisse war einer der größten Vermögensverwalter der Welt. Die Schweiz wandte Notrecht an, deshalb haben Aktionäre keinen Anspruch, sich zu äußern. Die Transaktion soll innerhalb weniger Wochen abgeschlossen werden, sagte ein UBS-Sprecher.

Sammelklagen werden vorbereitet

Mehrere Kanzleien in den USA und Großbritannien arbeiten bereits an Sammelklagen, wie der "Tages-Anzeiger" berichtete. Dabei geht es unter anderem um AT1-Anleihen, deren Besitzer auf Geheiß der Schweizer Finanzaufsicht wertlos werden. Es geht um 16 Mrd. Franken, die Banken, Versicherer und andere Anleger in solche nachrangigen Anleihen investiert hatten.