Die Wiener Börse hat am Mittwoch angesichts der Turbulenzen im Bankensektor mit massiven Kursverlusten geschlossen. Der ATX sackte um 6,30 Prozent oder 211,77 Punkte auf 3148,43 Einheiten ab. Auch an den europäischen Leitbörsen ging es deutlich nach unten, angetrieben wurden die Kursverluste von massiven Abschlägen bei der angeschlagenen Credit Suisse, die in Zürich zeitweise mehr als 30 Prozent abrutschte.

Ausgelöst wurde der Kursrutsch der Schweizer Bank von Aussagen des saudischen Großaktionärs Saudi National Bank (SNB), der weitere Finanzhilfen für die Großbank ausschloss. Anleger machen sich im internationalen Finanzsektor aber schon seit Tagen große Sorgen, ausgehend vor allem vom Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB).

Auch in Wien führten die Bankaktien die Liste der größten Kursverlierer klar an. BAWAG mussten dabei die deutlichsten Abschläge in Höhe von 9 Prozent hinnehmen, bei Erste Group ging es um 8 Prozent nach unten, Raiffeisen Bank International schlossen mit einem Minus von 6,8 Prozent.

Die europäischen Leitbörsen haben am Mittwoch ebenfalls tiefrot geschlossen. Die erneuten Turbulenzen im Bankensektor prägten dabei das Bild. Der Euro-Stoxx-50 brach um 3,46 Prozent auf 4.034,92 Einheiten ein. Der DAX sackte um 3,37 Prozent auf 14.735,26 Punkte ab. Der britische FTSE-100 rutschte um 3,83 Prozent auf 7.344,45 Punkte.

"Große Unsicherheit, extreme Volatilität"

"Die Verunsicherung im Zusammenhang mit der SVB-Pleite ist weiterhin groß und die Volatilität an den Märkten enorm", schreiben dazu die Experten der Helaba. Auch eine Analystin der US-Bank Citigroup warnte am Berichtstag vor weiteren kurzfristigen Kursrisiken, zumal Investoren im Sektor noch stark engagiert seien.

Die Unsicherheit im Bankensektor nach dem Kollaps mehrerer regionaler US-Banken hält die Anleger zur Wochenmitte international wieder in Atem – nachdem es am Dienstag eine Erholungsbewegung gegeben hatte. Insbesondere zeigte sich dies in Zürich bei der angeschlagenen Investmentbank Credit Suisse, die obendrein nicht auf weitere Hilfe des größten Aktionärs Saudi National Bank bauen kann. Für die Aktien des Schweizer Instituts ging es um beachtliche 20 Prozent abwärts und markierten damit ein Rekordtief.

Credit Suisse: Saudis schießen nichts nach

Die Papiere waren zeitweise nur noch knapp über 1,75 Franken (1,79 Euro) wert. Im noch jungen Jahr verloren sie damit mehr als ein weiteres Viertel an Wert, nachdem sie bereits im Vorjahr um fast 70 Prozent eingebrochen waren. 2007 hatten sie noch mehr als 90 Franken gekostet. Dem Abwärtstrend folgten am Mittwoch auch die Titel des Schweizer Konkurrenten UBS mit mehr als vier Prozent Minus.

Der Chairman der saudischen Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, schloss in einem Interview mit Bloomberg TV auf Nachfrage zusätzliche Unterstützung für die Credit Suisse kategorisch aus. Dafür gebe es vielerlei Gründe – nicht nur juristische und regulatorische. Die staatliche Saudi National Bank hat die Bank Ende 2022 mit einer Kapitalspritze gestützt, sie hält seitdem knapp zehn Prozent der Aktien und ist damit der größte Aktionär der angeschlagenen Bank. Zweitgrößter Aktionär ist der staatliche katarische Investmentfonds Qatar Investment Authority (QIA), der fast sieben Prozent der Anteile hält.

Zeitgleich ging es für den kompletten europäischen Bankensektor und den gesamten Aktienmarkt stärker bergab: Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks verlor zuletzt fast sechs Prozent auf ein erneutes Tief seit Anfang Jänner. Sein Jahresplus schrumpfte damit auf gut drei Prozent.

Wie wird die EZB reagieren?

Anleger machen sich im internationalen Finanzsektor seit Tagen schon große Sorgen, ausgehend vor allem vom Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB). Eine Analystin von der US-Bank Citigroup etwa warnte am Berichtstag vor weiteren kurzfristigen Kursrisiken, zumal Investoren im Sektor noch stark engagiert seien.

Banken gelten als Profiteure der Zinswende, da ihnen höhere Leitzinsen zugutekommen. Entsprechend stark hatten Investoren seit Monaten auf die Branche gesetzt. Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets stellt sich nunmehr die Frage, wie die EZB am Donnerstag im Rahmen ihres Zinsentscheids ihre zukünftige Geldpolitik kommuniziert. Das Finanzmarkt-Umfeld stehe "durch die ersten großen Bankenzusammenbrüche in den USA seit Lehman Brothers ziemlich unter Stress. Hier werden die Investoren ganz genau hinhören."