Elon Musk hat die Autobranche revolutioniert. Er hat als Privatunternehmer den Weltraum erobert. Und er wird jetzt zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten in der Welt der Sozialen Netzwerke. Mit der Übernahme des Kurzbotschaftendienstes Twitter für umgerechnet 41 Milliarden Euro wird sich der reichste Mensch der Welt nach turbulenten Wochen eines der wichtigsten digitalen Sprachrohre überhaupt einverleiben.

Twitter hat den Widerstand gegen eine Übernahme durch den Tech-Milliardär aufgegeben: Der Online-Dienst teilte am Montag mit, dass er sich mit Musk auf einen Deal verständigt hat. Twitter soll danach von der Börse genommen werden. Der Preis bleibt bei den von Musk von Anfang an gebotenen 54,20 Dollar je Aktie. Jetzt liegt es an den Aktionären von Twitter, ob sie das Angebot annehmen wollen. Das gilt als sehr wahrscheinlich. Die Papiere legten am Montag an der New Yorker Börse um 5,7 Prozent auf 51,70 Dollar zu - Musks Angebot liegt also über dem aktuellen Kurs. Musk selbst quittierte seinen Erfolg - naturgemäß via Twitter - mit einem "Yessss!!!". Er erklärte, er wolle Twitter "besser machen als jemals zuvor" und dazu nicht nur neue Funktionen anbieten, sondern auch die Algorithmen der Plattform öffentlich machen. "Die freie Meinungsäußerung ist das Fundament einer funktionierenden Demokratie. Und Twitter ist der digitale Ort, an dem Themen debattiert werden, die von grundlegender Bedeutung für die Zukunft der Menschheit sind."

Ein kurzer Blick zurück: Musk teilte Anfang April mit, dass er über Wochen still und heimlich einen Anteil von gut 9 Prozent an Twitter zusammenkaufte. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Erst sollte Musk in den Twitter-Verwaltungsrat einziehen. Damit wäre aber die Bedingung verbunden gewesen, dass der Chef des Elektroautobauers Tesla seine Beteiligung an Twitter nicht über 15 Prozent erhöht. Stattdessen schlug er den Sitz im Aufsichtsgremium aus und kündigte an, das Unternehmen kaufen zu wollen.

Gegenmaßnahmen fruchteten nicht 

Der Verwaltungsrat führte daraufhin eine Gegenmaßnahme ein, bei der andere Aktionäre günstiger Anteile hinzukaufen können, sobald die Beteiligung eines Angreifers wie Musk 15 Prozent überschreitet. Zugleich behielt sich Twitter generell vor, einem Deal zuzustimmen. Musk erklärt sein Interesse mit angeblichen Einschränkungen der Redefreiheit bei dem Kurznachrichtendienst, die er abstellen wolle.

Der 50-Jährige präsentierte in der vergangenen Woche Zusagen für Kredite über 25,5 Milliarden Dollar und will darüber hinaus Aktien im Wert von rund 21 Milliarden Dollar einbringen. Musk ist die mit Abstand reichste Person der Welt. Sein Vermögen besteht aber fast ausschließlich aus Aktien von Tesla und seiner Weltraumfirma SpaceX, sodass er für einen Twitter-Kauf auch zu Krediten greifen müsste.

Einer der prominentesten Nutzer wird Eigentümer

Musk zählt zu den aktivsten prominenten Twitter-Nutzern und hat rund 83 Millionen Follower. Er kündigte an, Twitter zu einer "globalen Plattform für Redefreiheit" machen zu wollen, weil dies wichtig für die Zivilisation sei. Musks Versprechen einer lockeren Regulierung sorgten für Kritik von Experten.

Daher bestehen erhebliche Zweifel, in welche Richtung sich die Online-Plattform unter Führung des ebenso visionären wie umstrittenen High-Tech-Pioniers entwickeln wird.

Seine Kritik am Stand der Redefreiheit bei Twitter findet bei Anhängern von Ex-Präsident Donald Trump und anderen US-Konservativen Anklang. Sie wettern schon lange unter anderem dagegen, dass Twitter und andere Online-Plattformen gegen Falschinformationen rund um das Coronavirus sowie Trumps ungedeckte Wahlbetrugsvorwürfe vorgingen.

Trump wurde bei Twitter verbannt, nachdem er Sympathie für seine Anhänger bekundet hatte, die am 6. Jänner 2021 das US-Kapitol in Washington erstürmt hatten. Das Management betonte bisher, dass es für den Ex-Präsidenten keinen Weg zurück auf die Plattform gebe. Musks Ansätze könnten Trump mit Blick auf eine erneute Kandidatur bei der Präsidentenwahl 2024 nun aufhorchen lassen: Er finde vorläufige "Timeouts" besser als permanente Ausschlüsse, sagte der Tesla-Chef allgemein. Musk hatte in der Anfangszeit die Gefahren durch das Coronavirus selbst heruntergespielt und Einschränkungen in Kalifornien als "faschistisch" kritisiert.

Trump: "Musk ist ein guter Mann"

Derweil äußerte sich auch Ex-Präsident Trump, den Kritiker eher nicht als Garanten für eine funktionierende Demokratie ansehen, über die Übernahme. Musk sei ein "guter Mann", der Twitter "Verbesserungen" bringen könne, sagte der Rechtspopulist dem Nachrichtensender Fox News. Er selbst wolle aber nicht zu Twitter zurückkehren - sondern nur noch die von ihm selbst lancierte Plattform Truth Social nutzen: "Ich gehe nicht zu Twitter, ich bleibe bei Truth."

2006 gegründet

Twitter, gegründet 2006, wurde schnell zu einer Art Nervensystem der Nachrichtenbranche. Die breite Öffentlichkeit wurde auf Twitter 2009 aufmerksam, nachdem ein Nutzer Fotos eines im New Yorker Fluss Hudson gelandeten Passagierflugzeugs veröffentlicht hatte. Für Trump war Twitter sowohl vor als auch während seiner Amtszeit das mit Abstand wichtigste Kommunikationsmittel.