Telegram mischt sich selten ins Treiben seiner Nutzerinnen und Nutzer ein. Auch deswegen wurde der Dienst in Weißrussland oder dem Iran zu einem wichtigen Werkzeug für demokratische Protestbewegungen. Anderswo sammeln sich allerdings vermehrt Anhänger extremistischer Gruppierungen. Telegram gilt heute also nicht nur als technisch feiner Kommunikationskanal für freundschaftlichen Austausch – sondern auch als Hort für Verschwörungstheorien und Beschleuniger von politischem Extremismus. Zuletzt sorgte eine Morddrohung gegen Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer für Aufregung.

13 Prozent der österreichischen Internetnutzer verwenden Telegram, weltweit nutzen 500 Millionen Menschen den 2013 gegründeten Dienst. „Telegram gibt seinen Nutzern mehr Freiheit als jede andere App“, formuliert Telegram-Gründer Pawel Durow das Dogma.

Jetzt aber zeigen Recherchen von „netzpolitik.org“, dass Telegram beginnt, aktiv gegen manche Inhalte aus der deutschen Verschwörungsszene vorzugehen. Gruppen lassen sich nicht öffnen, Kommentare in Kanälen werden nicht angezeigt. Betroffen seien dem Portal zufolge mindestens „sechs Kanäle und Gruppen“.

Die Namen der betroffenen Kanäle und Gruppen will „netzpolitik.org“ nicht nennen. Man wolle sich „möglichst wenig an der Verbreitung von deren Falschinformationen beteiligen“. Ein Kanal werde aber von einem ehemaligen Russland-Korrespondenten eines deutschen Mediums betrieben und erreiche rund 300.000 Abonnentinnen und Abonnenten. Ein anderer, nun blockierter, Kanal wurde von einem Anwalt ins Leben gerufen, in den Kommentaren würden User die Corona-Impfung als „Giftspritze“ und die deutsche Regierung als Sammelbecken von „Satanisten“ bezeichnen.