Infineon Österreich ist stark gewachsen und schloss das Geschäftsjahr 2020/2021 mit einem Umsatzplus von 25 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro ab. Ein erheblicher Anteil zum gesamten Konzernumsatz, der rund elf Milliarden Euro beträgt. Das Ergebnis vor Steuern betrug rund 361 Millionen Euro, ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um rund 165 Millionen Euro oder 84 Prozent.

Das Wachstum ist auf die hohe Nachfrage nach Mikroelektronik in allen Märkten zurückzuführen. Besonders Digitalisierung und Elektrifizierung seien wesentliche Faktoren für diese Entwicklung. "Halbleiter werden mehr denn je gebraucht. Die elektrifizierte und digitalisierte Welt ist aus Halbleitern gebaut. Elektrifizierung und Digitalisierung werden das Jahrzehnt prägen", erklärte Infineon-Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag. 

Dennoch bleibe das Umfeld durch die Corona-Pandemie und
Verzögerungen entlang der gesamten Liefer- und Wertschöpfungskette
herausfordernd. Global gesehen übersteigt die Nachfrage nach Mikroelektronik derzeit nach wie vor das Angebot und führt zu einer längerfristigen Chipknappheit.

Der Vorstand von Infineon Austria: Thomas Reisinger, Sabine Herlitschka und Oliver Heinrich
Der Vorstand von Infineon Austria: Thomas Reisinger, Sabine Herlitschka und Oliver Heinrich © KK

"Mut und Konsequenz"

Mit dem Bau der neuen High-Tech Chipfabrik in Villach habe Infineon, so Herlitschka, "genau zum richtigen Zeitpunkt Mut und Konsequenz bewiesen". Chips seien derzeit eines der meistgefragten Güter weltweit, "wir können seit dem Produktionsstart der neuen Chipfabrik im August über die bestehende Fertigung hinaus liefern. Unsere langfristige strategische Ausrichtung auf Digitalisierung und nachhaltige Technologien geht auf", erklärt Herlitschka.

Der Bau der neuen Chipfabrik war schon 2018, also vor der aktuellen Chipkrise, beschlossen worden, nun gehören die dort produzierten 300 mm Dünnwafer zu den begehrten Produkten. Die hohe Nachfrage nach Chips werde weiter anhalten, erwartet Herlitschka. Mit den in Villach produzierten Leistungshalbleitern werde ein Beitrag zur Energiewende geleistet.

Riesige Bedeutung für Kärnten

Die Aktivitäten von Infineon in Kärnten sichern gesamt mehr als 11.000 Arbeitsplätze, die Wertschöpfung beträgt in Kärnten mehr als 1,1 Milliarden Euro, gleich hoch wie der des gesamten Handels. 68 Prozent der Kärntner Forschungsquote stammen allein von Infineon, betont Finanzvorstand Oliver Heinrich, bezugnehmend auf eine Economica-Studie der Kärntner Industriellenvereinigung.

464 Millionen Euro investiert

Im Geschäftsjahr 2021 wurden die Investitionen um 20 Prozent erhöht und betrugen 464 Millionen Euro (Vorjahr: 386 Millionen Euro). Investiert wurde vor allem in Sachanlagen für die neue, vollautomatisierte Chipfabrik für 300-Millimeter-Leistungshalbleiter in Villach, Produktionskapazität und Infrastruktur für neue
Halbleitermaterialien (Siliziumkarbid, Galliumnitrid) sowie in Forschung,
Entwicklung und Innovationsprojekte.

Mit insgesamt rund 2100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Forschung & Entwicklung wurde der Vorjahreswert (1960 Personen) ausgebaut. Infineon Austria beschäftigt damit rund ein Fünftel der F&E-Belegschaft des gesamten Konzerns.

Der Personalstand in Österreich hat einen neuen Rekordstand erreicht: Zum Bilanzstichtag beschäftigt Infineon Austria insgesamt 4820 Personen - im Vorjahr waren es 4517 Personen. Mit über 300 neuen Mitarbeitern und ist die Belegschaft auf einem neuen Höchststand. Der Fachkräftemangel sei für Infineon weiterhin ein "wachstumslimitierender Faktor". Hochgefragt seien vor allem Experten im Bereich der neuen Halbleitermaterialien. Mit aktuell rund 250 offenen Stellen werden Fachkräfte in den Bereichen Elektrotechnik, Physik, Chemie, Verfahrenstechnik, IT und Software oder Instandhaltung gesucht.

516 Millionen Euro für F&E

Infineon Austria hat im Geschäftsjahr 2021 mit 516 Millionen Euro die
Aufwendungen für Forschung, Entwicklung und Innovation im Vergleich zum Vorjahr (498 Millionen Euro) ausgebaut. Das sind um 18 Millionen Euro oder vier Prozent mehr als im vorangegangenen Geschäftsjahr und entspricht einer Forschungsquote von 13 Prozent des Gesamtumsatzes (im Vorjahr: 16 Prozent). "Infineon ist das forschungsstärkste Unternehmen Österreichs", freut sich die Vorstandsvorsitzende.

Entwicklungszentrum in Graz wird ausgebaut

Das Infineon Entwicklungszentrum Graz baut seine Entwicklungsaktivitäten ebenfalls aus. Es wird zukünftig als einer von vier Standorten weltweit hochgefragte, besonders schnelle, leistungsfähige und energieeffiziente Microcontroller für den Einsatz in Haushaltsgeräten, Elektrowerkzeugen, E-Ladesäulen und Akkus für E-Bikes, in Solaranlagen oder Industrierobotern und Automatisierungs-Systemen entwickeln. Dafür werden bis Ende 2022 bis zu 50 Fachkräfte aufgebaut.

Die "Innovationsfabrik" in Villach als Teil einer virtuellen Megafabrik mit Dresden. Im Geschäftsjahr 2021 wurden in Villach 8,72 Milliarden Chips produziert. Die neue, vollautomatisierte Chipfabrik für die Fertigung auf 300-Millimeter-Dünnwafern in Villach wurde im August 2021 in Betrieb genommen und im September 2021 offiziell eröffnet. Der Vollausbau ist für die nächsten vier Jahre geplant. Im Bereich der Leistungshalbleiter ist Infineon Weltmarktführer und mit den beiden 300-mm-Standorten Villach und Dresden bestens für die Nachfrage gerüstet. Die beiden Standorte bilden eine virtuelle Megafabrik, die „One Virtual Fab“.

Wasserstoffanlage startet im Sommer 2022

Im Sommer 2022 wird voraussichtlich am Standort Villach die neue Wasserstoffanlage in Betrieb gehen, mit der grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt wird. Eine Wiederverwertung dieses Wasserstoffes im öffentlichen Busverkehr wird im Rahmen eines Forschungsprojektes evaluiert. Erste Busse sollen bereits 2023 in der Region Villach eingesetzt werden.