Der aktuelle Lockdown verursacht im Österreichischen Handel Umsatzverluste von3,1 Milliarden Euro. Das entspricht 50 Prozent der gesamten November/Dezember-Umsätze, erhob die Johannes Kepler-Universität Linz in einer Studie.
Im November steigen die täglichen Umsatzverluste im stationären Einzelhandel (ausgenommen Lebensmittelhandel) demnach auf 115 Millionen Euro. "Im Dezember wird sich die mittlerweile dramatische Situation weiter zuspitzen, da der stationäre Einzelhandel im Jahresverlauf in diesem Monat üblicherweise die höchsten Umsätze erzielt", sagen die Studienautoren Christoph Teller und Ernst Gittenberger von Institut für Handel, Absatz und Marketing. "Daher werden auch die Umsatzverluste im Dezember im Durchschnitt pro Tag auf 130 bis 140 Millionen Euro steigen."

CVhristoph Teller, Professor an der Johannes Kepler Universität Linz
CVhristoph Teller, Professor an der Johannes Kepler Universität Linz © JKU/KK



Inwieweit die betroffenen Einzelhandelsbranchen zumindest einen kleinen Teil der Umsatzverluste durch so genannte Nachziehkäufe wieder einholen können, bleibt abzuwarten.

Die steigenden Online-Ausgaben können jedoch kaum die fehlenden Umsätze der Ladengeschäfte kompensieren, so Teller und Gittenberger. "Denn mehr als acht von zehn Euro der gesamten einzel-handelsrelevanten Konsumausgaben (inklusive Lebensmittel) werden im stationären Einzelhandel ausgegeben. Verschärfend für den heimischen Handel kommt hinzu, dass die Online-Shopper in Österreich deutlich mehr als die Hälfte ihrer Internet-Ausgaben, nämlich 62 Prozent bei internationalen, ausländischen Anbietern wie Amazon, Zalando & Co tätigen.

"Tropfen auf den heißen Stein"

„Click and Collect“ habe wärhend Corona zwar stark zugelegt – 21 Prozent der Österreicher bestellen mittlerweile zumindest manchmal via Internet und holen die Ware dann im Ladengeschäft ab – die dadurch zu erzielenden Umsätze im stationären Non-Food-Einzelhandel sind laut den Handelsforschern aus Linz jedoch nur ein „Tropfen auf dem heißen Stein“ verglichen mit den Umsatzverlusten.

Shopping-Tsunami?

Zudem befürchten die Forscher einen "Shopping-Tsunami", wenn der Lockdown wieder endet. Es seien "Anstürme am letzten Einkaufssamstag" zu erwarten.

Resümee der Forscher: „Es wird scho glei dumpa für den stationären Non-Food-Handel. Dabei hätte es heuer eigentlich perfekt sein können, da der erste Weihnachtssamstag sehr früh ist und es dadurch eine lange vorweihnachtliche Einkaufszeit gegeben hätte. Weiters fallen handelsrelevante Tage heuer im Dezember jeweils auf Wochentage: Der 8. Dezember ist ein Mittwoch und der 27. Dezember ein Montag."

"Ausländische Online-Händler in Pole-Position"

Christoph Teller: „Der Handel steht vor einem Scherbenhaufen. Und wenn der harte Lockdown bis Weihnachten und darüber hinaus weitergehen sollte, wäre die Katastrophe perfekt.“ Ernst Gittenberger: „Wieder nimmt der Online-Handel eine konkurrenzlose Position im Wettbewerbsfeld ein und wieder stehen die ausländischen Online-Händler unangefochten ganz oben am Stockerl.“