Bei der Landung auf dem Flughafen in Dubai schlägt einem Hitze um die 30 Grad entgegen. Höflich, aber bestimmt, wird jeder auch zwei- und dreifach geimpfte Passagier sofort zum PCR-Test geleitet. Man will das Virus auf keinen Fall mehr ins Land lassen. Denn in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAR) hat man Corona gründlich in die Wüste gejagt. Über eine 7-Tagesinzidenz von 5,0 (Fünf!) kann man als Österreicher nur staunen. Derzeit zählt man unter den 9,99 Millionen Einwohnern der zu einem Staat vereinten sieben Emirate nur rund 70 Neuinfektionen pro Tag. Die Impfquote hat den Rekordwert von 98 Prozent bei Erstimpfungen, 88,4 Prozent der Bevölkerung sind zwei Mal geimpft.

Eine Million Einwohner weniger  

Eine Impfpflicht gibt es nicht, vielmehr haben die Scheichs das mit rigiden Ausgangs- und Zutrittsregeln erreicht. "Man konnte praktisch nur noch geimpft in den Supermarkt oder in die Mall zum Einkaufen", erzählt Botschafter Andreas Liebmann. Die Ausgangssperren im Lockdown seien in Dubai für Menschen in den Wohnblocks hart gewesen. "Für Betriebe gab es keine Coronahilfen, auch nicht Kurzarbeit",  berichtet der Wirtschaftsdelegierte Richard Bandera.

Wer infiziert wurde, musste in Zwangsurlaub nach Hause gehen. Wer genesen wieder zur Arbeit erschien, musste mit 30 Prozent des bisherigen Gehalts auskommen. "Die VAR, in denen ein Millionen Emiratis leben und neun Millionen ausländische Arbeitskräfte, vorwiegend aus Indien und Pakistan, haben seit Beginn der Pandemie eine Million Einwohner verloren." Viele Arbeitskräfte mussten einfach auch deshalb in ihre Herkunftsländer heimkehren, weil viele Baustellen oder Großprojekte abgesagt wurden. Auch untereinander schenkten einander die Emirate nichts. Zwischen dem Tourismus-Magneten Dubai und dem Nachbarn Abu Dhabi zog man vorübergehend eine Grenze auf.

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Schramböck für Impfpflicht

Wo man in Dubais Wolkenkratzer-Wald Menschen antrifft - in den Hotels und Shoppingmalls - geht es jetzt ohne Impfkontrolle und mit einfachem Mund-Nasenschutz relativ entspannt zu. Eine PCR-Teststraße hat man am Donnerstag dennoch für die Konferenz zum 10. Austria Summit Gulf eingerichtet, an dem Vertreter von 120 österreichischen Firmen teilnehmen.

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, die nach der Absage von Bundespräsident Alexander Van der Bellen die Mission anführt, hält von den in Oberösterreich und Salzburg angekündigten Lockdowns für alle nichts. "Es gibt noch andere Mittel, zum Beispiel FFP2-Maskenpflicht für alle und andere Maßnahmen. Ohne Impfpflicht wird man die Pandemie mittelfristig nicht überwinden können", spricht sie sich für verpflichtende Impfungen nicht nur für Berufsgruppen, sondern für alle aus.

"Amazing Partners"

OMV, Borealis, Voestalpine, Vamed, Strabag, Porr, Siemens, Doppelmayer, Novartis, Schiebel, Skidata, Umdasch und viele andere der 150 Niederlassungen machen hier schon seit vielen Jahren gute Geschäfte. Vor 45 Jahren, so WKO-Vizepräsident Richard Schenz, begann mit einem Brückenbau von Waagner-Biro in Abu Dhabi der Wirtschaftsaustausch zwischen Österreich und den VAR. Jetzt erreicht das Handelsvolumen rund 1,12 Milliarden Euro. Hassan A Hashemi, Vizepräsident der Industrie- und Wirtschaftskammer Dubai spricht sogar von "amazing partners". 

Nationentag auf der Expo

Vor allem ist ein solcher stabiler Partner die Staatsholding Mubadala, die schon seit 1992 an der OMV beteiligt ist und an dieser wie an der Borealis rund ein Viertel der Anteile hält und gemeinsame Joint Venture in den VAR betreibt, zum Beispiel Bourouge, das hochwertige Kunststoffe herstellt.

Mubadala-Direktor Badr Al Olama beteuert den Vorsatz der VAR zur Klimatransformation. Noch haben die ölreichen Emirate den weltgrößten Energieverbrauch pro Kopf, sich aber auch um die Klimakonferenz Cop28 bemüht, die in Dubai stattfinden wird. "Mit dem Klimaschutz Geld verdienen", gibt Ministerin Schramböck auch als Schwerpunkt der Wirtschaftsmission aus. Für den Klimaschutz steht auch der Pavillon auf der Expo, auf der am Freitag Österreich mit dem "Nationentag" im Mittelpunkt steht.  

Die Teilnahme an der Delegationsreise wurde von der WKO unterstützt.