Ungeimpfte dürfen seit Inkrafttreten des Lockdowns um Mitternacht nur noch aus ganz bestimmten Gründen ihre Wohnung verlassen. Zur Arbeit dürfen sie gehen, dort gilt seit heute, Montag, jedoch die 3G-Regel ohne Ausnahme. Wegen Problemen bei der Covid-Testauswertung in Teilen Österreichs hatten WKÖ, Händler und Gastronomen im Vorfeld gefordert, dass statt eines Testnachweises weiter eine FFP2-Maske reicht. Tatsächlich mussten Mitarbeiter am Montag heimgeschickt werden.

"Zusperren mussten Betriebe aufgrund der 3G-Regel bisher nicht", sagte Stefan Sternad, Fachgruppenobmann für Gastronomie der Wirtschaftskammer Kärnten, gegenüber der APA. Allerdings haben schon Leute nach Hause geschickt werden müssen, da ihr PCR-Testergebnis auch nach über 24 Stunden noch nicht vorlag. Sternad sprach von chaotischen Zuständen bezüglich der PCR-Testungen und fehlenden Strukturen im Land. An den Testcontainern in Klagenfurt herrschte Montagfrüh großer Andrang. Seitens des Landespressediensts Kärnten hieß es, dass Tests von Verdachtsfällen und Kontaktpersonen bei der Auswertung vorgereiht würden.

Probleme im Baunebengewerbe

Im oberösterreichischen Bezirk Braunau, mit einer hohen Sieben-Tages-Inzidenz und einer niedrigen Impfquote, verzweifeln die Unternehmer teilweise an der 3G-Regel. "Uns erreichen viele Anrufe. Die Unternehmer wissen nicht mehr, was sie machen sollen", sagte der Leiter der Wirtschaftskammer Braunau, Klaus Berer, im APA-Gespräch. Einerseits gebe es Mitarbeiter, die sich nicht impfen lassen und auch nicht testen gehen wollen, andererseits gebe es Engpässe bei Testterminen und die Ergebnisse kämen nicht rechtzeitig. Vor allem kleinere Gewerbebetriebe seien betroffen. Größere Unternehmen hätten ganz andere Ressourcen sowie teilweise innerbetriebliche Impf- und Testangebote.

Berer nannte ein Beispiel aus dem Baunebengewerbe, ein Betrieb mit 30 Mitarbeitern. Zehn davon seien Nebenerwerbslandwirte, Impf- und Testverweigerer, und hätten dem Chef vorgeschlagen, "entweder kündigst du uns oder wir kündigen, wir haben eh daheim was zu tun". Der Unternehmer sei verzweifelt, denn bei der guten Auftragslage "wird jede Kraft gebraucht", so Berer. Er rate in so einem Fall an die Vernunft und das Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter zum Betrieb zu appellieren und sie so doch zum Testen oder sogar Impfen zu bewegen. "Man ist aufeinander angewiesen. Die Unternehmen wollen es sich mit den Mitarbeitern nicht verscherzen", erklärte er die prekäre Lage. Ein Versicherungsunternehmer habe sich beklagt, dass eine Mitarbeiterin am Samstag einen PCR-Test gemacht hätte, das Ergebnis aber bis Montag nicht eingelangt sei. Die Unternehmer hätten das Gefühl, sie müssten die Versäumnisse der Politik und die Unsicherheit durch die sich ändernden Maßnahmen ausbaden, meinte Berer.

In Niederösterreich waren im Handel, der Gastronomie und der Industrie "keine massiven Störungen" durch die 3G-Regel am Arbeitsplatz bekannt, wie ein Sprecher der Wirtschaftskammer sagte. Ein Mitgrund dafür sei, dass die Gemeinden ihre Testkapazitäten erweitert hätten. Der Sprecher verwies jedoch auf eine allgemein schwierige Situation für einzelne Betriebe, weil durch den Lockdown für Ungeimpfte Umsatzeinbußen befürchtet werden.

In der Steiermark rechnet man in der Gastronomie aufgrund der Verschärfungen bei den Coronakontrollen mit Umsatzeinbußen zwischen 30 und 40 Prozent, wie Fachgruppenobmann Klaus Friedl, eine Grazer Gastronom, zur APA sagte. Eine weitere Sorge: "Wir haben im vergangenen Jahr viel in die Mitarbeiter investiert, Küchen- und Servicepersonal. Kommt wieder ein Lockdown, wird sich das keiner mehr antun, viele würden die Branche wechseln. Alles ist besser als ein Lockdown", so Friedl. Wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin etwa wegen eines ausstehenden Testergebnisses nicht kommen könne, müsse intern umgeplant werden. Kontrolliert habe die Polizei schon in der Vorwoche, ein Kollege habe vom Polizei-"Besuch" in einem Gasthaus bei einem Tennisplatz erzählt: "Aber unsere Gäste halten sich sehr gut an die 2G-Regeln, sie sind das ja auch schon gewöhnt." Ein großes Problem sieht Friedl in den Absagen von Weihnachtsfeiern: "Ein Wirt hat mir von Stornos für insgesamt 700 Personen berichtet. Wir rechnen mit gut der Hälfte weniger Weihnachtsfeiern als 2019. Wir werden wieder Unterstützung von der Bundesregierung brauchen. Was genau geplant ist, wissen wir noch nicht", so Friedl.

Fehlende Testkapazität

In der Tiroler Wirtschaftskammer meldeten sich am Montag viele Unternehmer weniger deswegen, weil Mitarbeiter keinen 3G-Nachweis vorlegen wollten, sondern viel mehr aufgrund fehlender Testkapazitäten im ländlichen Raum, berichtete Bernhard Achatz, Leiter der Abteilung Arbeitsrecht und Sozialrecht, der APA. Zudem würden viele, die auf einen PCR-Test setzen, sehr lange auf ihr Testergebnis warten. Darüber hinaus sorgte für Unruhe, dass K1-Personen keinen Absonderungsbescheid erhalten würden und daher stelle sich die Frage, wie mit diesen Arbeitnehmern umzugehen sei.

Der Obmann der Sparte Tourismus, LAbg. Mario Gerber (ÖVP), sagte, dass die Mitarbeiter seiner Branche Verständnis für die Regelung zeigen würden, die Durchsetzung von 3G sei daher kein Problem. Ihnen sei bewusst, dass auch sie eine Art körpernahe Dienstleistung erbringen würden und dass viel - nämlich die Wintersaison - auf dem Spiel stehe. Viele Hotelbetriebe setzen zudem von sich aus auf 2G, meinte er.

Wenige Ausnahmen von 3G-Pflicht

Als Testnachweis gilt am Arbeitsplatz meist weiterhin ein Antigen-Schnelltest. Beschäftigte in der Nachtgastronomie, von größeren Veranstaltungen und im Gesundheitswesen sowie im Pflegebereich müssen einen negativen PCR-Test bringen. Die Arbeitgeber müssen die Nachweise stichprobenartig überprüfen, die Firmen wiederum werden von den Gesundheitsbehörden überwacht.

Ausgenommen von der 3G-Pflicht (geimpft, genesen, getestet) sind nur Personen, die nicht mehr als zwei mal 15 Minuten pro Tag Kontakt mit anderen haben und selbst das nur, wenn dieser im Freien stattfindet. Das heißt abgesehen von Förstern und Lkw-Fahrern wird es nicht viele Berufsgruppen geben, die sich 3G ersparen.

Laut Schätzungen des Gesundheitsministeriums benötigen wegen der 3G-Regel am Arbeitsplatz rund 1,4 Millionen Erwerbstätige regelmäßig einen Coronatest. Unter der Annahme, dass sich die Testungen je zur Hälfte auf PCR-Tests und Antigentests aufteilen, werden laut Ministerium pro Tag rund eine Million Tests für 3G am Arbeitsplatz benötigt.

Für die Testinfrastruktur sind in Österreich die Bundesländer zuständig. Bei PCR-Test kam es zuletzt, etwa an Wochenenden, zu langen Wartezeiten auf das Ergebnis. Ein PCR-Test ist ab Probenentnahme 72 Stunden lang gültig, nicht immer lag der Befund zeitgerecht vor.