In Graz – und nicht nur hier – hat wohl schon jeder und jede ein Produkt aus der kleinen Fertigung in der Stahlgasse in Händen gehalten. Die „Brüder Volckmar“ – seit 27 Jahren gibt es mit Eva Volckmar eine Chefin – haben sich vor 100 Jahren der Papiertasche verschrieben. Die Gründer machten Furore damit, Zement und Mehl in Papier statt in Jute zu füllen. „Endlich rieselte es nicht mehr heraus“, erklärt Eva Volckmar, dritte Generation des Familienbetriebes, den Erfolg damals.

Wer heute bei einem der namhaften Bäcker in Graz (bzw. auch in ganz Österreich) Gebäck kauft, bekommt es sehr oft in einer Papiertasche von Volckmar überreicht. Die Sackerln und Verpackungen finden – in diversen Ausführungen – bei Blumenhändlern, in Modehäusern, Apotheken, Banken, auf Bauernmärkten und bei Maronibratern Verwendung.

Kleinbetrieb mit Großabnehmern

Trotz Kleinheit, im Betrieb arbeiten 26 Personen, zählen Eva und Daniel Volckmar (die vierte Generation) Unternehmen wie Spar, Bellaflora, Lagerhaus und Kastner & Öhler zu den Abnehmern. Die Palette der Komplettanbieter reicht indes bis zu Pizzaboxen, Versandverpackungen, Papptellern, Etiketten und den bedruckten Zuckersäcken im Kaffeehaus. Als Kleinbetrieb ist man aber auch für Bauernläden und Direktvermarkter interessant. In den Monaten vor Weihnachten steigt der Absatz von Keks- und Kuchenschachteln. Bis zu zehn Prozent der Produktion gehen in den Export: „Ein Sporthändler in Denver bestellt jedes Jahr unser Geschenkpapier mit dem Edelweißmotiv.“

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Das Unternehmen profitiert vom Megatrend Nachhaltigkeit, der insbesondere in der Verpackungsindustrie zu Innovationen geführt hat: Statt Plastikbeutel entstehen „Biotaschen“ nun auf Maisstärkebasis, Zellophan auf Zellstoffbasis. „Der ökologische Fußabdruck einer Tasche oder einer Verpackung hängt aber auch stark davon ab, wie oft sie verwendet wird“, betont Daniel Volckmar.

Vorletzter Produzent von Papiersäcken

Auch der Boom des Online-Handels und das Hoch der Lieferservices schiebt die Grazer Verpackungsspezialisten an. Der Umsatz, derzeit rund fünf Millionen Euro im Jahr, liegt 20 Prozent über dem Vorjahr und zehn Prozent über 2019. Andererseits spürt der Betrieb die stark steigenden Rohstoffpreise (das Papier bezieht man aus dem steirischen Pöls) und Lieferengpässe. Holzpaletten zum Beispiel gibt es seit einem halben Jahr nicht.

Gegen die Ausbreitung internationaler Konkurrenz in Österreich kann sich Volckmar behaupten. „Wir sind der vorletzte Produzent von Papiersäcken in Österreich und haben kein Fremdkapital in der Firma“, sagt die Geschäftsführerin, der Preisdruck sei aber größer geworden. Der Fokus sei daher auf den regionalen Markt gerichtet, so die Unternehmer. Daniel Volckmar will das Geschäft mit Papier- und Stofftaschen als Werbefläche ausbauen. „In vielen Fällen ist das die bessere Werbung, vor allem, wenn die Taschen oft im Einsatz sind.“

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