Hilfe, kein Personal!“ ist der Titel unserer aktuellen Serie über den Arbeitskräftemangel. Findet McDonald’s als einer der mit 9600 Mitarbeitern größten Arbeitgeber in der Österreichischen Gastronomie genug Bewerber?
NIKOLAUS PIZA: Auch unsere 41 Franchisenehmer suchen laufend Mitarbeiter, sie erweitern mit jedem Umbau meist die Kapazität. Wir sind also betroffen, haben es aber leichter als andere, weil wir strukturierter auf Personalsuche gehen und viel in Personalentwicklung investieren. Wir sind stolz, den Weg aus dem Restaurant in eine Führungsposition bieten zu können.

Noch Platz für neue Standorte?
Jetzt im November eröffnen wir unser 200. Restaurant in der Nähe des Semmering. Ja, ich denke schon, dass noch Platz ist. Parallel liegt unser Fokus auch auf dem Umbau von bestehenden Standorten.

Das McDonald’s-Konzept: unverwüstlich?
Wir beschäftigen uns intensiv damit, relevant zu bleiben, spüren dem Kundenbedarf täglich nach und arbeiten daran, den Kunden mit Innovationen mitzunehmen. Eine absolute Sicherheit gibt es nicht.

Mit welchen neuen Technologien treten Sie an?
Wir werden bis Ende 2023 mehr als 100 McDrive-Standorte mit je mindestens zwei E-Ladestationen ausstatten. Bonusclub-Mitglieder, die bei uns tanken, werden von noch mehr Vorteilen profitieren. Rund 20 Minuten dauert eine Ladung. Es ist eine einfache Gleichung, dass man in der Zwischenzeit auf einen Kaffee oder Burger in unser Restaurant kommt und Punkte einlöst.

Wie verhält sich der zeitgenössische McDonald’s-Kunde?
Er ist digital affin und möchte es einfach haben. Daher bauen wir sowohl unsere App, als auch unser Tischservice und unsere Schaltflächen zum Bestellen aus. Für Mitte 2022 planen wir eine zusätzliche App-Funktion, mit der man am Mobiltelefon bestellen kann. Diese Funktion bringt Vorteile für alle Gäste, egal ob im McDrive, beim Tischservice oder bei der Abholung von Bestellungen in den Restaurants. Das Eingehen auf den Kunden, der unkompliziert in freundlicher Umgebung essen will, ist wichtiger geworden im umkämpften Gastromarkt. Innovationen werden daher nicht vom Inneren des Unternehmens gedacht, sondern vom Kunden.

Wie viele Kunden zahlen bar?
Die Bereitschaft, mit Karte zu zahlen, wächst. Mehr als zwei Drittel der Kunden zahlen damit. Dennoch zahlen viele unserer Kunden noch gerne in bar - der Hauptgrund dafür, dass es noch in allen unserer Restaurants Kassen gibt. Eine Besonderheit in Österreich. In den nordischen Ländern oder in den Niederlanden wird bei McDonald’s zu 90 bs 100 Prozent mit Karte bezahlt.

Wie viele Gäste betreten tatsächlich das Restaurant?
Vor Corona ist mehr als die Hälfte der Gäste hereingekommen. Durch die Krise hat sich der Anteil zugunsten von McDrive verringert. Sicherheit ist für die Kunden ein essenzielles Bedürfnis. Und wir können ja großzügig mit Platz aufwarten.

Kennen Sie die Durchimpfungsrate Ihrer Mitarbeiter?
Hier in der Zentrale in Niederösterreich ist sie knapp unter 100 Prozent. In den Restaurants geringer. Es gibt Ressentiments, die mit dem Thema Totimpfstoff zusammen hängen. Ich bin aber optimistisch, den Anteil heben zu können.

McDonald’s Österreich bezieht derzeit knapp 70 Prozent der Lebensmittel aus Österreich. Ist dieser Anteil noch zu steigern?
Bei Rindfleisch, Kartoffeln, Eiern und Milchprodukten beziehen wir alles zu 100 Prozent aus Österreich. 40.000 österreichische Bauern und Bäuerinnen sind unsere Partner. Den generellen Anteil wollen wir dennoch bis 2025 auf 80 Prozent erhöhen. Dabei geht es uns um Wertschöpfung in der Region, aber auch um Nachhaltigkeit: kurze Wegstrecken, Logistik.

Die Österreicher sind Fleischtiger, verzehren durchschnittlich laut Statistik mehr als 60 Kilogramm im Jahr. Ist der pflanzliche McPlant „mit ohne Fleisch“ denn ein Erfolg?
Im August ist er auf den Markt gekommen. Bisher haben wir mehr als doppelt so viele verkauft wie wir uns vorgenommen hatten. Ein Drittel der Bevölkerung ist ja – so wie auch ich – Flexitarier. Es werden mehr, man will Abwechslung. Mit der Kampagne „Traust dich nie“ haben wir uns selbst auf die Schippe genommen. Das machen wir gerne.

Kann ein Unternehmen mit Wegwerf-Verpackungen nachhaltig sein?
Wir haben den Klimapakt mit dem Umweltministerium mitunterschrieben und nehmen die CO2-Reduktion sehr ernst. Wir installieren nachhaltige Heizsysteme, Photovoltaik, und Altölpumpanlagen, um Altöl in Biodiesel zu konvertieren. Verpackung ist ein Riesenthema. Unser Anteil an Papier- und Karton-Verpackungen beträgt 70 Prozent. Bis zum Jahr 2025 werden alle Gästeverpackungen zu 100 Prozent aus erneuerbaren, recycelten oder zertifizierten Quellen stammen. In Frankreich dürfen Restaurants ab 2023 nur noch Mehrwegverpackungen anbieten. Abwaschbar und bepfandet. Das kann einer der Wege sein, die auch Österreich bevor steht.

Lieferando und Mjam sind Zustellpartner. Zufrieden mit dem Delivery-Geschäft?
Es ist eine grundsätzlich interessante Option für uns. Parallel testen wir die eigene Zustellung per E-Bike – derzeit bei zwei Stores in Wien. Delivery macht einen Umsatzanteil im einstelligen Prozentbereich aus.