Auch wenn Energieversorger wegen der stark gestiegenen Gas- und Stromgroßhandelspreise sich von Endkunden trennen wollen, die aus ihrer Sicht zu billig davonkommen, "braucht niemand zu fürchten, dass er ohne Strom oder Gas dasteht". Dahingehend hat am Donnerstag E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch beruhigt. Die Versorgung sei gesichert, selbst bei Insolvenz eines Anbieters würden die Kunden anderen Anbietern zugeordnet, hätten aber dennoch volle Lieferantenwahl.

Betroffenen Kunden stehe die Energieregulierungsbehörde beratend zur Seite, erklärte Urbantschitsch bei der Präsentation des Ökostromberichts. Maxenergy Austria hatte laut Zeitungsbericht von Mittwoch mit einer Frist von acht Wochen einem Teil seiner rund 100.000 heimischen Kunden gekündigt, betroffen seien vor allem via VKI-"Energiekosten-Stop"-Aktion abgeschlossene Verträge.

Frühestens Mitte November

Urbantschitsch sagte, dass sich die ersten derartigen Ankündigungen zu Standardverträgen frühestens auf Mitte November beziehen würden. Auf der anderen Seite gebe es in Österreich eine Minderheit von Kunden - etwa 10 Prozent -, die Floater-Verträge haben, die viele Monate, teils Jahre, davon profitiert hätten, dass günstige Großhandelspreise sofort an sie weitergegangen seien.

Die Tendenz, dass Energieversorger ihre Kunden in Richtung Jahres-Floater bringen wollen, wird anhalten, ist Urbantschitsch überzeugt. Das sei ein Resultat aus den hohen Großhandelspreisen, aber auch aus der juristischen Auseinandersetzung um die Weitergabe von Preiserhöhungen in Form von Gerichtsurteilen gegen Preisanpassungsklauseln. Die Energieunternehmen würden sich mit den Floatern absichern, weil sie so ihr Risiko minimieren könnten.

Da könnten dann die Tarife 1:1 mit den Großhandelspreisen nach oben und unten gehen, sagte Johannes Mayer, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft der E-Control. Urbantschitsch regte an, man sollte eine gesetzliche Grundlage schaffen, die Versorgern Preisanpassungen und Kunden den Umstieg zu anderen Anbietern ermöglicht.

Bei den in den letzten Monaten massiv erhöhten Strom- und Gaspreisen sehe man bei Gas momentan eine leichte Erholung um die 65 bis 75 Euro pro Megawattstunde (MWh) - auch wegen der Ankündigungen, dass mehr Gas nach Europa kommen werde, vor allem mehr russisches Gas, so Urbantschitsch. Freilich lägen die Day-ahead-Preise darüber, bei bis zu 140 Euro je MWh.

Mittelfristig werden sich die hohen Energiepreise erholen, ist der E-Control-Vorstand überzeugt - bei Gas im April oder Mai nach Ende der Heizsaison, bei Strom aber erst später. Denn bei Strom würden sich neben den hohen CO2- und Gaspreisen auch andere Effekte niederschlagen, etwa die relativ geringe Stromerzeugung aus Wind sowie gerade in Deutschland die Kohle als anhaltender Preistreiber.