Der neue Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Gabriel Felbermayr, rechnet mit einem dauerhaft höheren Inflationsdruck. "Zwar gibt es in den aktuellen Inflationsraten ohne Frage temporäre Effekte. Dennoch muss man davon ausgehen, dass die Teuerung nicht zu Raten zurückkehrt, wie wir sie mal hatten mit zwischen einem halben und eineinhalb Prozent", sagte Felbermayr in einem Interview mit der Passauer Neue Presse (Freitagausgabe).

Man werde im Jahresdurchschnitt regelmäßig über diesen niedrigen Werten liegen, näher bei zwei Prozent und immer wieder deutlich darüber. "Das aber bedeutet, dass in einzelnen Sektoren, wie bei Heizenergie oder Lebensmitteln, die Preiserhöhung sehr viel höher ausfallen kann", so der Wifo-Chef. "Das trifft in höherem Maße Haushalte mit niedrigem Einkommen, die mehr konsumieren als Hochverdiener".

3,3 Prozent im September

Im Corona-Krisenjahr 2020 lag die Inflationsrate in Österreich bei 1,4 Prozent, seit Mai 2021 ist sie aber deutlich gestiegen und belief sich auf 2,8 bis 3,3 Prozent. Im September lag der Inflationswert auf Zehn-Jahres-Hoch.

Für Felbermayr werden die hohen Energiepreise immer mehr zu einem Problem für die österreichische und deutsche Volkswirtschaft sowie die Weltwirtschaft. "Die Sorge ist, dass der Aufschwung im Nachgang zur Corona-Krise dadurch signifikant abgebremst werden könnte. Schon jetzt führen die hohen Preise und die Verfügbarkeitsprobleme bei Energie zu einer geringeren Wertschöpfung, zu weniger Wirtschaftserholung, als wir sie sonst hätten", sagte der Wifo-Chef. Die hohen Energiepreise seien ein vorübergehendes, aber auch ein strukturelles Phänomen.