Noch hat die Corona-Krise die Reisebranche ziemlich im Griff – auch das größte heimische Unternehmen, die Verkehrsbüro-Gruppe. Im Corona-Jahr II bleibt die Rückkehr in die schwarzen Zahlen ein ferner Traum. Aber der Konzern mit seinen Ruefa-Reisebüros und dem Veranstalter Eurotours – bekannt als Hofer-Reisen – nutzt die Krise für umfangreiche Umstrukturierungen. Ein Viertel der früher hundert Reisebüros wurde geschlossen, Beratung via Internet wird verstärkt angeboten und auch angenommen. Ganz neue Produktlinien wie klimafreundliche Reisen werden 2022 breiter ausgerollt.

„Wir sind für 2022 positiv gestimmt, weil die Buchungen nicht so abbrechen“, sagt Helga Freund bei einem Pressegespräch in Wien. Sie ist im Verkehrsbürovorstand für Ruefa und Eurotours verantwortlich. Zukunftssorgen plagen den Konzern nicht. „Wir sind so ausfinanziert, dass wir da auch nächstes Jahr kein Thema haben“, betont Freund. Wenn es Ende Oktober in Österreich erstmals regulär Herbstferien gibt, dann könnte es für einige Reiseziele sogar eng werden. Für Griechenland etwa. Wegen des verspäteten Saisonstarts sind viele Hotels noch bis Mitte November offen, weil sie so gut gebucht sind.

Wer erst jetzt auf die Idee kommen sollte zu verreisen, gehört zur Mehrheit. „Es wird sehr, sehr kurzfristig gebucht“, so Freund. „80 Prozent entschließen sich erst drei Wochen vorher.“ Hoch im Kurs stehen neben Österreich auch Italien und Spanien. Bei den Fernreisen können die Veranstalter derzeit nur etwa ein Dutzend Ziele anbieten, darunter die Seychellen, Mauritius, Mexiko, die Dominikanische Republik, Dubai oder die Kanaren. Die Malediven seien als Urlaubsziel in den Weihnachtsferien so gefragt, dass es einen Engpass geben könnte, berichtet die Ruefa-Chefin. Der insgesamt viel engere Markt führt zudem eher zu höheren Preisen.

Drei von einst 25 Hotels wurden verkauft

Solche Trends dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Umsätze aktuell um 65 bis 70 Prozent hinter jenen des Jahres 2019 liegen. Die Wintersaison in Österreich soll die Lücke verkleinern, durch die Rückkehr der Skitouristen könnte man dann „nur“ noch zwischen 40 und 45 Prozent hinter 2019 liegen. Wie hoch der Unsicherheitsfaktor weiterhin ist, spiegelt die Bandbreite wider, die Freund für das gesamte Jahr 2022 nennt: Da werden zwischen 60 bis 80 Prozent des Vorkrisenumsatzes erwartet. „Der Städtetourismus wird erst 2024 wieder auf dem Niveau von 2019 sein“, so Freund.

Hinter den Kulissen nutzte das Verkehrsbüro die Krise für den Umzug in eine deutlich kleinere Konzernzentrale, Homeoffice ist jetzt für einen Großteil der Mitarbeiter das neue „Normal“. Drei von einst 25 Hotels wurden verkauft, der Einkauf für Ruefa und Eurotours wurde zusammengeführt. Jetzt wird die Online-Beratung technisch massiv aufgerüstet. Touristisch werden neue Programme aufgelegt, etwa für kleine griechische Inseln oder nachhaltige Reisen. Die Kooperation mit den ÖBB bei den Nightjets laufe sehr gut. Freund: „Da könnte es ruhig noch mehr Kapazitäten geben.“