Nach dem coronabedingten Rückgang des Energieverbrauchs im Jahr 2020 ist die Nachfrage nach Erdöl und anderen Energieträgern heuer deutlich gestiegen und dürfte auch mittel- und langfristig weiter stark zulegen. In ihrem "World Oil Outlook 2021" rechnet die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) mit einem Anstieg des Primärenergiebedarfs um 28 Prozent bis zum Jahr 2045. Der Verbrauch von Öl und Gas wird weiter zunehmen, erwarten die OPEC-Ökonomen.

Obwohl die großen Industrieländer angekündigt haben, ihre CO2-Emissionen zu senken und die Autoproduzenten viele Milliarden in Elektroautos investieren, gehen die Ölförderländer davon aus, dass Erdöl noch viele Jahre lang unverzichtbar sein und im Jahr 2045 noch 28 Prozent im Energiemix ausmachen wird. Die durch die Verbrennung von Erdöl verursachten CO2-Emissionen werden damit laut OPEC-Prognose von derzeit 11,2 Milliarden Tonnen jährlich auf 13,3 Milliarden Tonnen steigen. In Summe werden die Treibhausgasemissionen aus Kohle, Öl und Gas bis 2045 entgegen den Pariser Klimazielen nicht sinken.

Der Trend zur Entflechtung der Weltwirtschaft sei durch die Corona-Pandemie verstärkt worden, sagen die Ökonomen. Eine weitere Folge der Pandemie sei ein starker Anstieg der Verschuldung. Auch der Rückgang des Tourismus und Reiseverkehrs ist in die Prognose eingeflossen. Auf dieser Basis wird ein Wachstum der globalen Wirtschaftsleistung um jährlich 3,1 Prozent im Zeitraum 2020 bis 2045 vorausgesagt - mit einem stärkeren Wachstum in der ersten Phase (+3,8 Prozent p.a.) und einer Abschwächung auf 2,7 Prozent ab 2035. Für heuer wird ein Wirtschaftswachstum um 5,5 Prozent angenommen und für das kommende Jahr rund 4 Prozent.

Das Wachstum soll vor allem von den Nicht-OECD-Ländern kommen. Im Jahr 2045 sollen nur China und Indien gemeinsam 37 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung ausmachen, die OECD-Länder 34 Prozent. Die OPEC-Prognose rechnet mit einem Anstieg des weltweiten Energiebedarfs von 275,4 mboe/d (Millionen Öl-Äquivalente pro Tag) im Jahr 2020 auf 352 mboe/d im Jahr 2045. Mehr als 70 Prozent des Primärenergiebedarfs soll dann auf die Nicht-OECD-Länder entfallen.

Wind und Solar dürften am stärksten wachsen

Trotz aller Bemühungen zur Dekarbonisierung dürften Öl und Gas kaum an Bedeutung verlieren, lediglich der Anteil von Kohle an Energiemix soll deutlich zurückgehen, nämlich von 26,5 Prozent auf 17,4 Prozent. Der Anteil von Öl soll laut Prognose von 30,0 auf 28,1 Prozent sinken, jener von Gas von 23,3 auf 24,4 Prozent steigen. Das heißt, dass auch in einem Vierteljahrhundert noch immer mehr als die Hälfte des globalen Energiebedarfs mit Erdöl und Erdgas gedeckt werden.

Die Erneuerbaren - vor allem Wind und Solar - dürften am stärksten wachsen, zusammen aber am Ende des Prognosezeitraums etwa so bedeutend sein wie Erdgas alleine. Atomenergie werde leicht zunehmen, mit einem Anteil von 6,2 Prozent aber noch immer eine untergeordnete Rolle spielen, so die Erwartungen.

Gebremst wird die Ölnachfrage durch den Trend zu Elektroautos. Laut OPEC-Erwartungen soll die globale Fahrzeugflotte in den nächsten eineinhalb Jahrzehnten um 1,1 Milliarden auf 2,6 Milliarden Fahrzeuge anwachsen - davon sollen 500 Millionen Elektrofahrzeuge sein, also ungefähr ein Fünftel. Der Verbrennungsmotor habe noch lange nicht ausgedient, sagen die OPEC-Experten.