"Wir hätten zehn bis 15 Prozent mehr Fahrräder verkaufen können.“ Thorsten Schmitz, Geschäftsführer von Intersport Österreich, blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die letzten Monate zurück. Denn auch wenn noch mehr möglich gewesen wäre und die Geschäfte nie leer waren: Der anhaltende Boom hat auch so zu 60.000 verkauften Fahrrädern geführt, zwei Drittel davon E-Bikes. Diese Konsumbegeisterung fürs Zweirad hat Intersport wohl das (mit September zu Ende gehende) Geschäftsjahr „gerettet“. Denn während der Fahrradverkauf insgesamt mit plus 19 Prozent und E-Bikes im Speziellen gar mit plus 32 Prozent sowie das Outdoor- (plus 25 Prozent) und Laufsegment (plus 21 Prozent) die Umsätze in die Höhe trieben, gab es am Skimarkt massive Einbrüche aufgrund der Corona-Beschränkungen. In Westösterreich fiel die Skisaison ja völlig aus.

"Menschen wollen zurück in die Berge"

Im Halbjahr musste man so aufgrund des fehlenden Verleihs und eingebrochenen Verkaufs noch ein Minus von zehn Prozent bilanzieren. Nach einem „sehr guten Sommer“ (Schmitz) wird man die damals für Ende des Jahres vorausgesagte „schwarze Null“ gegenüber 2019/20 aber bereits Ende September erreichen. Und dann? „Blicken wir positiv, aber gespannt Richtung Winter“, so Schmitz.

Innerhalb der 104 österreichischen Intersport-Händler bleibt man indes vorsichtig. Die Ski-Vorbestellungen bei der Industrie liegen 30 Prozent unter einem Normaljahr. Aber spätestens in der Wintersaison 2022/23 hofft man, wieder auf Vorkrisenniveau zu sein. „Die Menschen wollen zurück in die Berge“, ist Schmitz überzeugt.

Die Zukunftshoffnungen lasten aber weiter am Fahrradsegment. Allein für die kommende Saison hat Intersport 30 Prozent mehr Fahrräder bei Produzenten geordert und bereits für 2024 Bestellungen abgegeben.
Bei Sport 2000 kann man den Fahrrad-Boom bestätigen. Dort wurden Bestellungen für 2023 bereits im März – und damit so früh wie noch nie – gemacht.

Holger Schwarting, Vorstand von Sport 2000 Österreich, macht vor allem auch den Tourismus für das Wiedererstarken verantwortlich. Der Umstand, dass im Sommer auch wieder ausländische Gäste auf Urlaub nach Österreich kamen, war vor allem im Verleih-Geschäft zu spüren. 79 Prozent der Buchungen kamen laut Schwarting aus dem Ausland, 65 Prozent davon aus Deutschland.

Insgesamt dürfte der Fahrrad-Absatz in Österreich heuer die 500.000-Marke knacken. Bereits im vergangenen Jahr, so eine Deloitte-Umfrage, betrug der Anteil an E-Bikes 41 Prozent. Und das bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von laut Intersport 3000 Euro. Billiger wird es nicht mehr. Allein die Containerkosten für den Transport aus Fernost sind zuletzt um 300 Prozent gestiegen.