Nachdem die vorherige Besetzung des Chefpostens der Staatsholding ÖBAG in einem politischen Skandal geendet hat, soll nun wieder Ruhe einkehren. Wie der Aufsichtsrat heute, Freitag, einstimmig entschied, soll die Wiener Rechtsanwältin Edith Hlawati auf den zurückgetretenen Thomas Schmid folgen. Sie wird die Position am 1. Februar 2022 übernehmen. 

Zuvor hatte ÖBAG-Aufsichtsratschef Helmut Kern noch betont, dass sich über 120 Personen auf den Spitzenposten beworben hätten. Nach einem Hearing am Mittwoch hätten sich die Beteiligten auf eine Person geeinigt, die dem Aufsichtsrat schließlich vorgeschlagen wurde. Neben Kern waren auch dessen Stellvertreter Karl Ochsner und Arbeitnehmervertreter Werner Luksch Teil des Nominierungsausschusses.

Hlawati wird als "ÖVP-nahe" bezeichnet und ist Partnerin der Wiener Kanzlei Cerha. Sie hat viel Erfahrung mit staatsnahen Unternehmen. Die Anwältin leitet den Aufsichtsrat der Telekom Austria und steht auch an der Aufsichtsrats-Spitze der Post AG. Zudem ist Hlawati auch Aufsichtsratschefin bei der staatlichen Regulierungsbehörde E-Control. Bei der Pierer Mobility war sie es in den frühen 2000er-Jahren. Bei der Reform der ÖBAG war sie beratend tätig.

Hlawati mit Erfahrung, Hesoun enttäuscht

Auch internationale Erfahrung bringt Hlawati mit. Sie studierte außer in der Heimat in Südafrika und praktizierte in London. Nunmehr ist sie Mitglied der British-German Jurists' Association. Die Londoner Gesellschaft Chambers & Partners, die internationale Rankings für die Rechtsbranche erstellt, sagt über Hlawati: "Hailed by sources as 'an icon', eminent practitioner Edith Hlawati's unrivalled depth of experience stands out in the marketplace.'' (Zu Deutsch etwa: "Als 'Ikone' gepriesen, sticht die herausragende Praktikerin Edith Hlawati in der Branche mit ihrer konkurrenzlosen Erfahrung hervor.") Ihr Doktorat hat Hlawati 1980 in Wien gemacht.

Neben Hlawati war auch der Siemens-Österreich-CEO Wolfgang Hesoun (61) in der engeren Auswahl, er wurde ebenfalls als heißer Kandidat für den Chefposten gehandelt. Am Freitag meldete sich der Siemens-Österreich-Chef dann selbst zu Wort. Kurioserweise knapp nachdem die Bestellung Hlawatis publik wurde, erklärte Hesoun, dass der Job für ihn ohnehin nicht weiter von Interesse sei.

"Nach dem Abgang von Thomas Schmid bei der ÖBAG gab es Stimmen, die für die Neubesetzung der Funktion einen erfahrenen Industriemanager forcierten", so Hesoun in einer Aussendung. Dieser Weg sei ihm damals "der einzig richtige Ansatz" erschienen. Nun habe sich das Anforderungsprofil aber offenbar geändert und stehe "nicht mehr mit Industrie- und Managementerfahrung im Zusammenhang", so Hesoun.

750.000 Euro und eine erweiterte Führung

Derzeit führt noch Christine Catasta die Geschäfte der ÖBAG interimistisch. Die Staatsholding verwaltet die Staatsanteile an heimischen Börsenschwergewichten wie der OMV, Post und Telekom Austria. Edith Hlawati wird übrigens künftig pro Jahr bis zu 750.000 Euro verdienen. Das Grundgehalt beträgt 585.000 Euro. Dazu kommt ein Bonus von maximal 25 Prozent. Statt eines Dienstwagens erhält Hlawati laut Aufsichtsratschef Kern 500 Euro Zuschuss für eine private Zusatzversicherung.

Kern ließ am Freitag auch wissen, dass Edith Hlawati die einzige Bewerberin gewesen sei, die eine Erweiterung der Geschäftsleitung in ihrem Konzept hatte. Entstehen könnte demnach ein Executive Bord, dem neben der Alleinvorständin zwei der vier ÖBAG-Direktoren - die Senior-Direktoren - angehören könnten. "Es gebe ein Sechsaugenprinzip und die Letztverantwortung bliebe bei Hlawati. Ein Vorstandsprinzip könnte governancemäßig abgebildet werden", sagte Kern.

"Eine Nummer 1" und bis zu fünf Jahre Vertrag

Kritik, dass dem Aufsichtsrat nur eine Person namentlich präsentiert wurde - die weiteren wurden vom Personalberater Zehnder anonymisiert vorgestellt - wischte Kern vom Tisch. Auf die Frage, warum nicht die drei Erstgereihten vorgestellt wurden, sagte Kern: "Weil es keine ersten Drei gab. Es gab eine Nummer 1 - mit Abstand. Die anderen Bewerber wurden nicht gerankt, alle waren gut." Entgegen anderslautenden Medien-Angaben sei Hlawati auch vom Personalberater erst-gereiht worden. "Alle waren völlig einer Meinung."

Der Vertrag zwischen Hlawati und der ÖBAG läuft drei plus zwei Jahre. Beide Seiten können die Zusammenarbeit nach drei Jahren beenden, wenn das nicht der Fall ist, läuft der Vertrag weitere zwei Jahre.