Eine ökosoziale Steuerreform soll den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Lebensmittelhandel "mehr Netto vom Brutto" bringen, indem Lohnnebenkosten gesenkt werden. Das forderten Wirtschaftskammer-Lebensmittelhandel-Obmann Christian Prauchner und weitere Branchenvertreter am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Auch für Unternehmen soll mehr übrig bleiben, etwa durch eine Senkung der Körperschaftssteuer und Förderungen für Investitionen.

Als konkrete Maßnahmen zur Entlastung der Unternehmen nannte Prauchner eine zweite Runde bei der Investitionsprämie und einen Investitionsfreibetrag von 20 Prozent. Bei Investitionen in Digitalisierung könne dieser auch auf 30 Prozent erhöht werden. Außerdem sei vor allem Planungssicherheit im Hinblick auf die gesetzliche Lage wichtig für Unternehmen.

Spar-Vorstandsvorsitzender Fritz Poppmeier
Spar-Vorstandsvorsitzender Fritz Poppmeier © KK/Spar

Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer plädierte für "keine Überregulierung, keine Bevormundung und keinen Zwang" für den Lebensmittelhandel. Auch er forderte eine Steuerreform und günstigere Rahmenbedingungen für Investitionen.

Leistung müsse sich lohnen, sagte auch Spar-Chef Fritz Poppmeier und schlug als unmittelbare Entlastung für die Bevölkerung, neben der Steuerreform und der Senkung der Lohnnebenkosten, auch einen "Österreich-Tausender" vor, den man im Lohnsteuerausgleich zusätzlich für in Österreich konsumierte Leistungen absetzen können soll.

27 Milliarden Euro Umsatz

Der österreichische Lebensmittelhandel beschäftigt in 11.000 Unternehmen rund 170.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 12.000 Verkaufsstandorten, wie aus einer Studie des Economica Instituts im Auftrag der WKÖ hervorgeht. Der Lebensmitteleinzelhandel war einer der großen Gewinner der Coronakrise. Durch Lockdowns, Homeoffice, geschlossene Kantinen und Restaurants haben mehr Menschen im Supermarkt eingekauft.

Während andere Branchen und Handelssparten noch immer mit den Folgen der Krise kämpfen, verzeichnete der Lebensmitteleinzelhandel im Coronajahr 2020 ein Umsatzplus von 8,1 Prozent.

Der Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel belief sich im Jahr 2020 auf 27 Milliarden Euro. Die hohe Wettbewerbsintensität am Markt führe jedoch zu einer geringen Umsatzrendite von 0,9 Prozent, bei so kleinen Margen seien die steuerlichen Rahmenbedingungen entscheidend, erklärte WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf.

Rückgang im Großhandel

Im Lebensmittelgroßhandel, der auch die von Lockdowns stark betroffenen Branchen Gastronomie und Hotellerie beliefert, zeigte sich ein anderes Bild: Dort ist der Umsatz um 5,2 Prozent zurückgegangen. Christof Kastner, Geschäftsführer des Lebensmittelgroßhändlers Kastner Gruppe mit Sitz in Zwettel, betont deshalb die Wichtigkeit, einen neuerlichen Lockdown zu verhindern. Darüber hinaus wünscht er sich eine klarere Kommunikation der Coronaregelungen, zum Beispiel wo in Zukunft Maskenpflicht gilt und wo nicht.