"Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“ – so beschrieb Nikolaus Szlavik Ende April 2020 die Auswirkungen der Pandemie auf den Geschäftsverlauf. Heute erinnert sich der Geschäftsführer des Automatisierungsspezialisten PIA Automation mit Sitz in Grambach, dass vor einem Jahr der sprichwörtliche „Wind durch die Fertigungshallen gepfiffen“ sei. Soll heißen, dort, wo sonst teils turmhohe Montageanlagen, vor allem für die Autoindustrie, gefertigt werden, war es plötzlich leer. Aufträge lagen auf Eis, wurden storniert und es dominierte – wie in vielen Industrieunternehmen – die Frage, wie es nun weitergeht.

Der Wind hat sich gedreht. Die Industriekonjunktur hat breitflächig angezogen, Ende des Vorjahres konnte PIA noch Aufträge im Volumen von rund 21 Millionen Euro an Land ziehen. Wie berichtet, baut das rund 350-köpfige Team des Unternehmens zwei Montagelinien für Vorderachsgetriebe für einen deutschen Premiumhersteller. Und im Juni und Juli 2021 seien nun weitere Aufträge im Ausmaß von deutlich über 20 Millionen Euro hinzugekommen.

„Kalt-Warm“

Szlavik spricht von „Kalt-Warm“ – noch bis in den Juni hinein hatte man, wenn auch nur noch in sehr geringem Ausmaß, auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgegriffen „und jetzt ist die Auftragslage so, dass wir aus dem Stand heraus 25 zusätzliche Mitarbeiter, vor allem Konstrukteure, Programmierer und Robotik-Spezialisten, einstellen könnten, das Auftragsbuch füllt sich stetig“. Der Ausblick sei geradezu „erschreckend positiv“ wie es Szlavik ausdrückt, zwar mit einem leichten Schmunzeln, aber dennoch mit ernstem Unterton. Etwas zugespitzt formuliert, herrschte vor einem Jahr noch „große Depression und heute wissen wir fast nicht, wohin mit den neuen Projekten“. Grambach fungiert als globales Powertrain-Kompetenzzentrum der PIA-Gruppe – und seit Kurzem auch als führende Business-Unit für den gesamten Batteriebereich, wie Co-Geschäftsführer Franz Reiter betont. Die maßgeschneiderten Montagelinien der Steirer sind in den Fertigungshallen der Fahrzeugindustrie gefragt, „unsere Flexibilität in der Umsetzung ist ein ganz entscheidender Vorteil“, so Reiter. Denn die Entwicklungszyklen werden immer kürzer, entsprechend präsentiere sich häufig der Reifegrad bei den Bestellungen, „darauf muss man sich einstellen“. Der Wandel hin zur E-Mobilität schlage auch bei PIA „voll durch und hat sich in den letzten Monaten noch einmal beschleunigt“, so Szlavik.

"Voll virtuelle Inbetriebnahmen von Anlagen"

Früher wurden zwei Drittel der Montageanlagen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren gefertigt und ein Drittel für E-Antriebe, „das ist jetzt genau umgekehrt“, so Reiter. Zugute komme dem Unternehmen nun, „dass wir sehr früh auf Digitalisierung, virtuelle Realität und auch Simulationssysteme gesetzt haben“, betont Reiter. 2020, als die Pandemie den Geschäftsreiseverkehr zwischenzeitlich zum Erliegen gebracht hatte, „haben wir für Kunden erstmals Inbetriebnahmen von Anlagen voll virtuell durchgeführt“.