Um dem Fachkräftemangel im Bereich der "Green Jobs" entgegenzuwirken und Arbeitslosen eine neue Perspektive zu bieten, hat die Regierung am Mittwoch im Ministerrat eine Umweltstiftung beschlossen. Mit insgesamt 17 Millionen Euro sollen gemeinsam mit Betrieben rund 1000 Ausbildungsplätze für "klimafitte, sichere Zukunftsjobs" geschaffen werden, erklärte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) im Pressefoyer nach der Regierungssitzung. Die Sozialpartner begrüßen den Plan.

Mit der Umweltstiftung sollen vor allem Arbeitslose mit keiner oder wenig Ausbildung erreicht werden. Wie Gewessler ausführte, würden etwa dringend Monteure von Photovoltaikanlagen gebraucht. Durch die geplante Energiewende und Mobilitätswende entstünden viele Arbeitsplätze in diesen Bereichen, unterstrich Gewessler. Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) versprach eine starke Praxisorientierung der Qualifizierungsmaßnahmen. Ein bisschen dauert es allerdings noch, bis das Projekt tatsächlich startet - das Geld fließt nämlich erst ab 2022, sagte Kocher auf Nachfrage.

In weiterer Folge ist auch eine Verkehrsstiftung geplant, die insbesondere auf Jobs im Öffentlichen Verkehr fokussiert. So herrscht zum Beispiel ein Mangel an Lokführern. Das Potenzial, in klimafreundliche Branchen umzusteigen, sei groß, meinte Gewessler, ganz nach dem Motto "von der Flugbegleiterin zur Zugbegleiterin".

ÖGB fordert auch eine Pflegestiftung

Der Gewerkschaftsbund (ÖGB) zeigt sich erfreut: "Wir freuen uns, dass wir uns mit unserer Forderung nach Arbeitsstiftungen jetzt durchgesetzt haben", so ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian in einer Aussendung. Arbeitsstiftungen seien ein sehr wirksames Instrument, um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren - genau das brauche es jetzt. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bekämen dadurch Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung und beim Finden der passenden Ausbildungen, die ihnen echte Zukunftsperspektiven bieten. Da das AMS einen Teil der Lebenserhaltungskosten übernehme, seien die Teilnehmenden besser abgesichert. Der ÖGB fordere auch eine Pflegestiftung.

Auch die Verkehrsgewerkschaft vida begrüßt das Stiftungsmodell zur Deckung des Fachkräftebedarfs im Öffentlichen Verkehr. "Wir nehmen den Ball der Regierung, dass gemeinsam mit den Sozialpartnern ein Stiftungsmodell erarbeitet werden soll, gerne auf und werden dafür sorgen, dass die Stiftung mit Leben erfüllt wird", sagt vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit. Der vida sei bei ihrer Forderung nach einer Stiftung von Anfang an wichtig gewesen, dass die Verkehrsbeschäftigten weder die Corona- noch die Klimakrise mit Arbeitslosigkeit und drastischen Einkommensverlusten bezahlen müssen. Die Erfahrungen durch die Insolvenz der Fluglinie Level aber auch der Personalabbau bei der Westbahn hätten gezeigt, dass Corona massive Auswirkungen auf die Beschäftigten und ihre Arbeitsplätze haben kann. Auch der Kampf gegen die Klimakrise mit der Reduktion von CO-Emissionen könne sich auf die Arbeitsplatzsituation wie etwa in der Luftfahrt auswirken. Wichtig sei die finanzielle Absicherung der Betroffenen.

"Wirksames Instrument gegen Fachkräftemangel"

Die Wirtschaftskammer (WKÖ) ist ebenfalls zufrieden, dass die Regierung ihre Vorschläge aufgegriffen habe. Arbeitsstiftungen seien ein wirksames Instrument gegen den Fachkräftemangel, kommentierte WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf den Ministerratsbeschluss zu Arbeitsstiftungen im Umwelt- und Verkehrsbereich. Bei der Umsetzung der Arbeitsstiftungen sei wichtig, dass die Aus-und Weiterbildung so betriebsnah wie möglich erfolge. "Die WKÖ unterstützt sehr gerne bei der Errichtung der beiden Stiftungen. Es geht darum, genau dorthin zu qualifizieren, wo es Bedarf gibt. Daher ist jede Maßnahme zu begrüßen, die Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt besser zusammenführt", so Kopf.