Die Coronakrise hat die Wirtschaft und vor allem den Arbeitsmarkt schwer getroffen. Keine gröberen Verwerfungen gab es hingegen bei der Zahl der Lehrlinge. Diese ist nur leicht auf 108.416 gesunken. Das sind zwar um mehr als 21.000 weniger als noch 2010, dennoch waren im Coronajahr 2020 mehr junge Menschen in Lehre als beispielsweise 2016. Noch immer besuchen rund 37 Prozent der Schüler und Schülerinnen der zehnten Schulstufe eine Berufsschule.

Auch wenn der Lehrlingsmarkt im Allgemeinen die Coronakrise recht unbeschadet überstanden hat, gibt es einen dramatischen Ausreißer: den Tourismus. Die betroffenen Berufe reichen von Koch, Restaurantfachmann/frau, Konditor/Konditorin, Veranstaltungstechnik bis hin zu Reisebüroassistent/-assistentin. Begannen noch 2019 exakt 2886 junge Menschen einen touristischen Lehrberuf, waren es 2020 nur noch 1947. Ein Einbruch um 37 Prozent.

In Kärnten brach die Zahl der Lehrlinge im Tourismus insgesamt von 785 auf 697 ein. Der Vergleich zu den Zahlen von 2010 zeigt, dass sich hier ein langfristiger Trend dramatisch fortsetzt. Denn vor zehn Jahren absolvierten in Kärnten noch 1033 Jugendliche eine touristische Lehre. "Ein Grund ist freilich die demografische Entwicklung", sagt Wolfgang Bliem vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, der im Auftrag des AMS die Zahlen analysiert hat. "Es gibt weniger 15-Jährige als noch vor zehn Jahren." Der Tourismus leide allerdings auch an einem schlechten Image. Und die Coronakrise habe das nicht verbessert.

"Im Tourismus fehlt die Sicherheit"

"Jugendstudien zeigen, dass der wichtigste Wert für junge Menschen Sicherheit ist. Im Tourismus fehlt den Jugendlichen diese Sicherheit.“ Ein Zeichen dafür: Im Mai waren österreichweit 1602 Lehrstellen im Tourismus offen. Doch lediglich 290 Menschen haben sich dafür interessiert.

"Durch den wirtschaftlichen Aufschwung suchen jetzt viele Unternehmen Lehrlinge. Und der Tourismus hat sich ja schon vor der Coronakrise schwer getan, Nachwuchs zu finden", sagt der Kärntner AMS-Chef Peter Wedenig. Spartengeschäftsführer Wolfgang Kuttnig erklärt, dass in den vergangenen Jahren viele Maßnahmen gesetzt wurden, um Jobs im Tourismus attraktiver zu machen. Und man sei auch erfolgreich gewesen.

Während der Coronakrise allerdings hätten viele junge Menschen keine Lehre begonnen, weil es ja mit dem Betreten der Betriebe überhaupt schwierig gewesen sei. Hinzu kämen geburtenschwache Jahrgänge. Ein anderes Problem, wie schon Wedenig erklärt hat, sei, dass derzeit aufgrund des Aufschwungs überall junge Leute gesucht würden. "Die Industriebetriebe, die eigene Human Resources-Abteilungen haben, sind in der Hinsicht schon besser aufgestellt."

Zu wenige Betriebe bilden aus

Dann ist da noch die Thematik mit der Bereitschaft der Betriebe, überhaupt Lehrlinge auszubilden. "Wir haben in Kärnten nur 250 bis 270 Lehrbetriebe in dem Bereich. Das ist eindeutig zu wenig. Und wenn jemand mir vorjammert, dass er keine Mitarbeiter bekommt, frage ich immer als erstes, ob er denn ausbildet. Das tun aber viele nicht", erzählt Kuttnig. Wo sollen dann in den kommenden Jahren die qualifizierten Mitarbeiter herkommen? "Die Betriebe müssen für die Branche ausbilden, für die Gesellschaft“, fordert Kuttnig. Einen Vorteil, wenn es um Attraktivität für Lehrlinge gehe, hätten Unternehmen, die ein bisschen mehr bieten und sich abheben – zum Beispiel durch interne Akademien.