Die gestiegene Nachfrage nach Immobilien durch die Coronakrise war auch in der Steiermark spürbar. Dennoch bleibt das Land im Österreich-Schnitt im unteren Bereich, mit Ausnahme des Zentralraums um Graz. Das zeigen die Zahlen des Immobilienpreisspiegels der Wirtschaftskammer. Hier werden Mittelwerte pro Bezirk ausgewertet. Die Daten kommen von Immobilienmaklern und Hausverwaltungen.

Konkret betrugen die Preise 2020 für Baugrundstücke im Mittel 90,47 Euro pro Quadratmeter. Einfamilienhäuser waren für 1357 Euro pro Quadratmeter zu haben, Reihenhäuser waren rund 150 Euro pro Quadratmeter günstiger. Gebrauchte Eigentumswohnungen wechselten für durchschnittlich 1188,05 Euro pro Quadratmeter den Eigentümer.

Graz als Ausreißer

Die Schwankungsbreite zwischen ländlichen Regionen und Graz ist dabei freilich sehr groß. So kostete der Quadratmeter Baugrund in Hartberg-Fürstenfeld rund 44,46 Euro. In Graz war der Preis mit 293,21 Euro mehr als sechsmal so hoch und auch in Graz-Umgebung mit 128,66 Euro fast dreimal so hoch. Eine neue Eigentumswohnung kostete im Murtal 1723,49 Euro pro Quadratmeter, in Graz lag der Preis bei 3422,66 Euro. Weniger stark schwankt der Preis bei Mieten. Hier kostete der Quadratmeter ohne Betriebskosten und Steuer im Bezirk Voitsberg 5,38 Euro, in Graz konnte man um netto 8,84 Euro mieten.

"Merkbar war eine deutliche Verschiebung der Interessen der Kunden", erklärt Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbands der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Steiermark. "Graz ist nicht mehr der Hotspot schlechthin." Vor allem in den Bezirkshauptstädten werde zunehmend mehr Wohnraum nachgefragt. "Das Homeoffice hat gezeigt, dass nicht jeder in einem Büro in der Landeshauptstadt sein muss." Dazu käme ein steigendes Angebot von Coworking-Büros in den Regionen.

Freiraum wurde Kunden wichtiger

In der Krise sei auch der Freiraum für Kunden wichtiger geworden, erklärt Gollenz. "Einfamilienhäuser sind extrem gefragt. In einigen Regionen kann die Nachfrage nicht befriedigt werden." Gollenz geht daher davon aus, dass die Zahl der Haushalte in Graz in einigen Jahren zurückgehen werde. Für ihn sei das aber kein Alarmsignal. "Der Zuzug aufs Land ist gut für die Regionen und kann auch den Markt in Graz beruhigen." Wichtig sei jetzt nur, in den Regionen darauf zu achten, dass das Verhältnis zwischen Haupt- und Zweitwohnsitz stimmt. "Wir wollen, dass ein Wiener fix in die Steiermark zieht und nicht nur für ein paar Tage im Monat."

Büroflächen-Preise sanken

Starke Auswirkungen hatte die Coronakrise auch auf die Preisentwicklung bei gewerblichen Immobilien. Große Preissteigerungen gab es im Großraum Graz und durch die Koralmbahn auch in Deutschlandsberg. In Hartberg-Fürstenfeld, Weiz und der Südoststeiermark sanken die Quadratmeterpreise sogar. Büroflächen waren noch weniger gefragt. Hier sanken die Preise in sieben der 13 Bezirke. Nur in Graz und Graz-Umgebung stiegen die Büromieten im Schnitt um 3,47 und 4,53 Prozent. Preise für neue Geschäftslokale legten vor allem in Deutschlandsberg (+6,58 Prozent) und Leoben (+4,17) zu. In Bruck-Mürzzuschlag, dem Murtal, Weiz und der Südoststeiermark sanken die Preise.

Extremer Rohstoffmangel als Problem

Ein echtes Problem für die Bauwirtschaft sei derzeit der extreme Rohstoffmangel. Gollenz berichtet von Baustellen, die derzeit stehen, weil der Baustahl nicht geliefert werden könne oder es an Leimbindern für Wohnhäuser fehle. "Selbst wenn die Unternehmen bereit sind, jeden Preis zu zahlen, bekommen sie nicht die benötigten Mengen." Gepaart mit den steigenden Grundstückpreisen sorge das doch für einiges an Unsicherheit. "Es ist derzeit wirklich schwierig, zu sagen, wie sich der Markt entwickeln wird und wann es wieder neue Projekte geben wird."