Zwischen 400.000 und 600.000 Euro brutto im Jahr verdienen, dafür aber nur 19 Mitarbeiter führen müssen ohne eine echte Ergebnisverantwortung zu haben – das ist der Job, der heute an der Spitze der Staatsholding frei wird. Inoffiziell läuft die Suche nach einem Nachfolger für Thomas Schmid längst, auch wenn das Schweizer Beratungs- und Headhunter-Unternehmen Egon Zehnder noch das Anforderungsprofil für einen der lukrativsten Jobs in Österreich ausarbeitet, der in Kürze auch öffentlich ausgeschrieben wird.

Obwohl immer wieder Kritik laut geworden war, dass ein Alleinvorstand völlig unabhängig von der Person generell zu einem Problem werden könnte, lässt Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) in seiner Funktion als Eigentümervertreter keinen Zweifel aufkommen: Er hält an dieser Konstruktion fest. Es muss ja auch schnell gehen. Anfang September soll der oder die Neue an der Öbag-Spitze in Vorstellungsrunden gefunden werden. Und im Idealfall kann diese Person dann im Herbst die Stafette von Interims-Öbag-Chefin Christine Catasta, die den Job nicht dauerhaft machen will, übernehmen.

Dritte Auflage der Staatsholding

Die Öbag ist die dritte Auflage der Staatsholding, die immer wieder umoperiert wurde, um den Staatseinfluss entweder stärker zu begrenzen, oder das dann zu weit ausgeschlagene Pendel von zu wenig Kontrollmöglichkeiten zu Zeiten der Öbib wieder in die andere Richtung ausschlagen zu lassen. Während die ehemalige Öbib-Chefin Martha Oberndorfer sogar einräumen musste, nicht einmal über Gutachten an wichtige Zahlen und Fakten herangekommen zu sein, durfte Schmid dann für die Öbag allein und überall die Kontrolle in den elf Unternehmen ausüben, deren Staatsanteil auch der Staatsholding zugeordnet ist. Alle seine Funktionen sind Geschichte, laut „Kurier“ soll Schmid zur Einvernehmlichen mehr als 200.000 Euro erhalten.

Vier-Augen-Prinzip könnte Allmachtsfantasien begrenzen

Das Vier-Augen-Prinzip hätte neben der wichtigen Kontrollfunktion auch menschlich bestechende Vorteile: Das ständige Korrektiv verhindert das Abheben, begrenzt Allmachtsfantasien und diszipliniert den Ton. Wären also zwei Vorstände mit weniger Gage die eigentlich richtige Antwort auf den Abgang? Für Bundeskanzler Sebastian Kurz, Finanzminister Blümel und Schmid war die Alleinstellung perfekt – mit dem dankbaren Gefolgsmann, dessen fehlende Erfahrung in der Industrie, gar in internationalen Konzernen unauffällig bleiben konnte. Die Öbag-Erzählung, wonach mit Schmid der Wert der Unternehmen stark gestiegen sei, blendet aus, dass man in der Öbag zwar Dividenden zusammenführt, aber nicht originär liefert. Dazu kam ein Börsen-Hype, der einen guten Anteil an dem auf 27 Milliarden Euro gekletterten Marktwert der Unternehmen hat.

Schnittstelle zwischen Politik und Realwirtschaft

Die Wahrung der Interessen der Republik hat jetzt einen bedeutenden Schritt weiter zu gehen: Das größte und wichtigste Unternehmen, an dem der Staat beteiligt ist, die OMV, steht vor dem größten Umbruch der Firmengeschichte. Eine OMV, die die Klimawende nicht schafft, kann sich in Zukunft kein Staat mehr leisten. Da wird es in der Öbag als Schnittstelle zwischen Politik und Realwirtschaft sehr viel Expertise ohne parteipolitische Scheuklappen brauchen. Insofern überrascht es wenig, dass hinter den Kulissen mehrfach der Name Wolfgang Anzengruber fällt. Der langjährige Verbund-Chef ist seit Jahresbeginn in Pension und sitzt als Berater im Beteiligungskomitee der Öbag. Den Verbund hatte er erfolgreich umgebaut und frei von politischem Einfluss geführt.